Verständigungsschwierigkeiten

Thin reicht die Karte an uns weiter, doch ich kann mit dem zerdängelten Schriftstück ebensowenig anfangen wie mit dem nicht minder zerdängelten Überbringer desselben. Jack hingegen.....

"Das kenne ich! Das ist die Insel, auf der sie mich damals, du weißt schon, als ich noch Käptn der Black Pearl...also zum ersten Mal Käptn der Black Pearl...wobei rein technisch war ich ja immer ihr Käptn, deswegen gibt es gar kein erstes und zweites Mal...auch kein drittes, so gesehen, und...."
"Und Du kennst also diese Insel?"
"Aye"

Die Augen des Postboten - denn ein solcher ist es offensichtlich - leuchten auf. "Das Eiland ist Ihnen bekannt? Meine Damen...und Herren..dürfte ich Sie freundlichst ersuchen, mir in dieser Notlage gewissermaßen einen Aushilfsdienst zu erweisen? Würden Sie sich gnädigst bereit erklären, dieses Schriftstück dem Empfänger zuzustellen, wenn ich Ihnen selbiges überlasse? Sollten Sie einmal in Lummerland vorbeikommen, wird König Alfons der Viertelvorzwölfte es Ihnen sicher dankend vergelten".

Viertel vor zwölf schlägts hier gleich. Ist der Kerl nicht ganz sauber? Ich habe nun wahrlich keine Lust, anderen Leuten die Post nachzutragen. Wir haben beileibe Wichtigeres zu tun!

"Ich bedaure", mische ich mich ein. "Die Insel mag uns bekannt sein, aber ein Schiff mit roten Segeln kennen wir nicht".

(Hoffentlich kommt Jack jetzt nicht wieder mit Onkel Saos Amüsement-Barke an).

"Das macht nichts", entgegnet der Postillon; schon im Begriff, wieder über die Bordwand zu klettern. Logisch, seine ungeliebte Fracht hat er ja elegant los.

"Ich bedaure sehr, Sie damit belästigen zu müssen, jedoch habe ich bereits mehr Zeit auf dieses Schriftstück verwendet, als in der Postordnung, Paragraph 13 Abschnitt 7 verzeichnet ist..."

Seine Stimme wird schon leiser, während er sich die Bordwand hinunter hangelt. Wir treten geschlossen an die Reling und sehen ihm nach,

"...und es wartet da noch eine dringende Sendung an König Gurumusch, die zugestellt werden muss, da sonst das Meeresleuchten ausfällt..."

Himmelnochmal. Ist der Kerl deliriös oder was? Ich verstehe kein Wort von dem Gefasel. Dann fällt mein Blick ins Boot und auf etwas, das darin liegt.

"Und was ist das da?", will ich wissen und zeige auf das Bündel im Heck (hat so ein kleines Boot überhaupt ein Heck?), das verdächtig wie ein zusammengerolltes, menschliches Wesen aussieht.

"Ach, das...". Der Postbote hat glatt den Anstand, rot zu werden. "Den bekomme ich schon seit Lummerland nicht wach. Es ist kein Absender drauf und kein Empfänger. Wahrscheinlich sind die Etiketten abgefallen. Ich weiß nicht wohin damit. Dabei wäre ich froh, ihn los zu sein, das zusätzliche Gewicht kostet nämlich ordentlich Sprit und macht das Boot beinahe manövrierunfähig!"

Zusätzlich zu seiner gestelzten Eloquenz hat er wohl auch den Sinn für Realität verloren. Gewicht?? Wenn ich mir das Jüngelchen da genauer ansehe...also, Gewicht sieht anders aus. Und die Manövrierunfähigkeit hat auch andere Ursachen.

Es muss mal wieder einer dieser Tage sein, an denen ich zu gut für diese Welt bin. Ich höre mich doch tatsächlich sagen: "Wenn Sie ihn ohnehin loswerden wollen, lassen Sie ihn doch hier. Eine helfende Hand an Deck können wir immer gebrauchen".

In Wahrheit tut mir der blinde Passagier einfach nur leid. Mit diesem Musterexemplar von Postbeamten in einer Nußschale die sieben Weltmeere befahren zu müssen....wie war das noch mit dem siebten Höllenkreis?

Der Postmann stimmt natürlich - wie könnte es anders sein - freudig zu und entledigt sich mit einer Geschwindigkeit, die ich ihm gar nicht zugetraut hätte, seiner Fracht. Fröhlich winkend braust er von dannen, nicht ohne vorher noch dreimal im Kreis zu fahren.

Da stehen wir nun an Deck mit unserer Errungenschaft. Ein Kübel Eiswasser aus Gibbsens ruhiger Hand erledigt schnell das Problem des Aufwachens. Triefnass steht unser Gast nun vor uns, blickt hilflos von einem zum anderen und sagt schließlich.....

"где к я здесь являюсь!?"

Na ganz toll. Unzustellbare Postkarten, rote Segel, wirre Briefträger und....

Kann irgendjemand an Bord zufällig Russisch???

Welcome to the Caribbean!

Als Will und ich endlich unsere Arme und Beine sortiert und uns zur Reling durchgekämpft haben, können wir einen Blick auf das rote Etwas werfen, das so abrupt unsere gepflegte Langweile durchbrochen hat. Zum Glück ist unsere Langeweile das Einzige, was durchbrochen wurde. Dem Himmel und seiner Majestät sei’s gedankt, dass die Royal Navy so solide Schiffe baut.

Was man von der Post offenbar nicht behaupten kann. Das kleine Postboot ist jetzt ein wenig asymmetrisch geformt.

„Bitte verzeihen Sie vielmals diesen auf meine unverzeihliche Unaufmerksamkeit zurückzuführenden Verstoß gegen die Wasserstraßenverkehrsordnung.“

Was redet der da? Mein ratloser Seitenblick bringt mir nur ein ebenso ratloses Schulterzucken von William ein.
Aus einem Redeschwall, der fast eines Käptn Sparrows würdig wäre gelingt es mir mit einiger Anstrengung, die Absichten des seltsamen Besuchers zu dechiffrieren. Allerdings erst, als er die Bordwand hochgekraxelt ist und uns allen eine Postkarte vor die Nase hält, die mittlerweile ähnlich asymmetrisch aussieht wie sein Unglücksgefährt.

„Da Sie sich offenbar in diesen Gewässern auszukennen scheinen… dürfte ich Sie wohl um Hilfe bitten? Die Annahme dieses Schriftstückes wurde leider verweigert, so dass ich gezwungen bin, es wieder an seinen Absender zurückzubringen…“

Es gelingt mir einen Blick auf die Postkarte zu erhaschen
welcomePOTC_CotBP_1300

Auf der Rückseite befindet sich ein auf den ersten Blick fast unleserliches Geschreibsel.

„SeR XeRTe fRu MalXaN

feRXeSeN Si TaS MiT uNSeRe feReiNaRuNX. fiR XaM aNTReN RuM XefuNTeN auf TiSeR iNSel. TaS eiNiXTe faS felT iST XaTeN uNT eSeN. MaXT NiX. SuXeN Si SiX eiNeN aNTReN TuMeN fiR XuM faNXeN XiNTeR

iRe fiLTe TReiXeN“


Ah… ja.
Gut.

„Sie haben nicht zufällig ein Schiff mit roten Segeln gesehen? Oder diese Leute scheinen sich ja auf der abgebildeten Insel zu befinden. Sagt Ihnen dieses Eiland etwas?“

Cabin Fever, Part 3: Treffer und versenkt

Mit Jacks Fernrohr dicht an mein linkes Auge gequetscht stehe ich an der Reling und versuche, auszuklamüsern, was sich uns da nähert.

"Also, ich glaube das ist ein...."

POTC_CotBP_1121

Jack...*seufz* Du stehst im Weg! *beiseiteschieb* Und leg den Apfel weg, der ist faul.

Ich spähe erneut nach dem sich bewegenden Ding. Es kommt näher, allerdings ist die Art und Weise der Fortbewegung etwas...seltsam. Immer wieder beschreibt es schlingernde Kreise, fährt rückwärts, schert aus, nur um dann wieder in Schlangenlinien auf uns zuzukommen. Was IST das???

Jack hat inzwischen mit seinem größeren Fernrohr (......*klackediklack*...) ebenfalls Position bezogen uns beobachtet das seltsame Ding. Es ist rot, soviel kann ich noch erkennen.

"William!"

Simultan drehen Jack und ich uns um. Wir erblicken Thin und Will, die auf unsere Kajüte zumarschieren und dabei irgendein Streitgespräch austragen. Es geht um Fische und Salat. Wahrscheinlich hat Will mal wieder Hunger.

Viel wichtiger ist doch die Frage, was die beiden in unserer Kajüte tun wo-.....

*BUMMMMMS*

Ein mächtiger Schlag erschüttert die Bordwand. Jack und ich sind durch den Aufprall zu Boden gegangen. Mühsam rappeln wir uns hoch. Auch in die Mannschaft ist Bewegung gekommen. Alles rennt zur Reling. Jack und ich sehen uns an. Schulterzuckend wenden wir uns ebenfalls der Reling zu, um nachzusehen, was unsere alte Revenge da so ins Erzittern gebracht hat.

Unten im Wasser schwimmt ein seltsames Gefährt. Es ist ein rotes, ziemlich formloses Bötchen mit einem kleinen Außenbordmotor, der noch leise vor sich hin stottert.

Kopfschüttelnd wende ich mich an Gibbs und zeige auf das Boot.

"Was IST das?"

"Ein Postschiff, Capt'n. Ein Postschiff ist gegen unsere Bordwand gebummst".

Ich seh‘ etwas, was du… siehst…

„Sollen wir nochmal das Salatblatt…?“

„Och, William… was soll denn das bringen, wenn wir schon vorher besprechen, welchen Gegenstand ich raten soll?“

„Du meinst, wenn wir das nicht tun, wird es spannender, obwohl wir jedes bisschen Dreck da draußen schon beim Vornamen kennen?“

Die leicht bissige Ironie in der Stimme meines Lieblingswaffenschmiedes lässt mich nun doch grinsen.

„Komm, lass uns reingehen, Mr. Turner! Vielleicht ist Gibbs ja mittlerweile mit dem blöden Ventilator fertig.“

Ebenfalls grinsend zieht Will sich an der Reling auf die Füße.

„Entweder Gibbs hat den Ventilator fertig gemacht, oder der Ventilator ihn. Zumindest ist das Fluchen schon viel leiser geworden.“
„Das von Gibbs… oder von dem Ventilator?“

Kichernd legt Will mir den Arm um die Schultern und wir versuchen uns mal wieder an dem Kunststück zu zweit durch die enge Tür zu kommen. Während des leider immer noch unvermeidlichen entstehenden Kuddelmuddels werfe ich einen Blick nach hinten über Wills Schulter.

„Will… ich seh‘ da was…“
„Ich dachte, du hast keine Lust mehr…“
„Nein… im Ernst… da ist wirklich was?“
„Noch mehr tote Fische?“
„William…“

Cabin Fever, Part 2: Hai Life

Mit dem Moment, in dem ich das Deck betrete, scheint sich die Zeit um ein Vielfaches zu verlangsamen. Ein Schritt dauert unendlich lang, und um mich herum läuft alles wie in Zeitlupe ab: Die Bewegungen des Schiffs, die etwas limitierteren Bewegungen der Mannschaft...ich bilde mir sogar ein, leise eine spannungsgeladene Musik zu hören. Es klingt ein wenig wie "Spiel mir das Lied vom Tod".

Ärgerlich schüttele ich den Kopf. Würde ich es nicht besser wissen, würde ich sagen, etwas liegt in der Luft.

Durch die geöffnete Luke erhasche ich einen Blick auf Thin und Will, die es sich im Schatten (Schatten? Wo ist hier Schatten?! *irrelach*) auf der Heckgalerie bequem gemacht haben und angestrengt auf etwas im Wasser starren. Ob sie da aufkommenden Sturm suchen? Oder doch eher den gestrigen Tag? Vielleicht versucht Will auch nur, aus dem im Wasser treibenden Kaffee-mit-Rum-Satz die Zukunft zu lesen....

*splash*

Was war das? Es ist nichts in nächster Nähe, das dieses Geräusch hätte erzeugen können. Wahrscheinlich ist das die Hitze.

*splash*

??? Ich sehe mich nochmal um, aber außer einer Wuhling im Vortopp, die dringend mal klariert werden müsste, sehe ich nichts Verdächtiges.

*splash*

Himmelherrgottseiten.....! Das Geräusch kommt vom Poopdeck. Ich bin mir ganz sicher. Schnell eile ich die Stufen hoch und um den Mizzenmast herum. Achtern bietet sich mir ein bizarres Bild.

An der Reling steht Jack, oben ohne, seine Schärpe als Badehose umgewickelt, mit einer Kappe auf dem Kopf, auf der ein auf die Ferne täuschend echtes Haifischflossenimitat thront. Das Material, aus dem dieses Konstrukt gefertigt ist, kommt mir vage bekannt vor und ich erinnere mich, dass Gibbs vorhin seine schwarzen Strümpfe und sein Ölzeug vermißt hatte.....

Damit nicht genug, ist der Held ohne Strumpfhosen soeben damit beschäftigt, eimerweise Gelumpe über die Reling zu kippen. Fischabfälle, Kartoffelschalen, ranzige Kekse....er muss die Kombüse bzw. deren Untiefen gründlich geplündert, oder aber Long John, unseren Koch, irgendwie bestochen haben. Wenn ich recht überlege, schmeckte das Essen in letzter Zeit tatsächlich irgendwie komisch.

*kipp* Ein weiterer Eimer Unrat wandert über die Reling. Mitsamt Eimer.

Daher auch jenes *splash*ige Geräusch. Ich gratuliere mir selbst, doch noch nicht völlig übergeschnappt zu sein; komme aber, nachdem ich dem seltsamen Treiben eine Weile zugesehen habe, zu dem Schluß, daß Jack dafür Hitzschlag für mindestens zwei abbekommen haben muss.

"Was in Dreiteufelsnamen tust du denn da???", frage ich während ich mich über eimerweise Unrat hinweg zum Käptn durchschlage. Der lässt sich gar nicht beirren. Zwischen zwei weiteren Ladungen erklärt er mir: "Ich muss doch die Haie ablenken!".

Aha.

"Und warum das?" ...wenn es erlaubt ist zu fragen.

"Weil...."

......."Ja?"

*splash*

"Weil ich keine Lust habe, als Haifutter zu enden".

Scharf kombiniert, dass er mit dieser Montur tatsächlich irgendwie ins Wasser will.

"Und was genau hast du vor, wenn du nicht als Haifutter endest? Willst du Plankton jagen?" Ein Grinsen kann ich mir nicht verkneifen.

Er sieht mich strafend an, als wäre seinen Plan nicht zu kennen die allergrößte aller größtmöglichen Wissenslücken. Als ich auch nach zwei Minuten noch nicht zu erkennen gebe, dass mich der Blitz der Weisheit getroffen hätte, läßt er sich doch zu einer Erklärung herab.

"Will sitzt doch da hinten auf der Heckgalerie"

Ja. Und?

"Ich will ihn erschrecken..." Er deutet auf die Haifischkappe. "Dazu muss ich ins Wasser. Und dazu brauche ich haifreie Zone".

"Schnuggi, um Will zu erschrecken mußt du gar nicht erst ins Wasser. In der Montur kriegst du das ohne weiteres auch als Trockenübung hin".

Ich ernte einen weiteren strafenden Blick und der weiße Hai zieht es vor, sich wieder seinen Abfallkübeln zu widmen. Auch recht.

"Ihr habt doch alle einen Vogel!" murmele ich und will mich eben zurückziehen, um nach Gibbs und dem Ventilator zu sehen, da.....

"Jack! Gib mir mal dein Fernrohr! Was isn das da am Horizont....?"

Navigatorkopf

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

Wieso Onkel??
Vollkommen entgeistert blieb Will erst einmal sitzen,...
Thinderyn - 24. Dez, 23:14
Apportieren, leicht gemacht
Captain Teague in seiner unvergleichlichen, einzigartigen...
Ehdi - 19. Dez, 01:02
Die Handelsmarine feiert...
Fasziniert betrachtet er die Türklinke in seiner Hand,...
Thinderyn - 16. Dez, 22:28
Macht platt die Tür!
"Sind wir hier denn richtig?" "Mh!" "Also ich weiß...
Ehdi - 6. Dez, 23:54

Kalender

September 2025
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 1 
 2 
 3 
 4 
 5 
 6 
 7 
 8 
 9 
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
 
 
 
 
 
 
 
 

Set sails in a general.... that way... direction!

 

Anklagepunkte

Online seit 6676 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 24. Dez, 23:15

Hafenmeister


Ehdi
Ehdi & Jack
Gypsy
Jack & Will
Scarlett & Giselle
Thin & Will
Tiara & Norri
Weihnachten bei Turners
Weihnachten in Shipwreck Cove
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren