Happs

‚Zuerst muss man Bäume fällen… und zwar 2 Stück pro Mann…‘

„Du bist dran!“
„William… ich lese gerade.“
„Was denn?“
„Wie man ein Floß baut.“
„Ein Floß… aber wir haben doch ein Schiff…“
„Ich weiß… aber mir ist langweilig.“
„Mir auch… du bist dran!“
*seufz* „Ich seh‘ etwas, was du nicht siehst und das ist… grün!“
„Das ist das alte Salatblatt von vor 3 Tagen… das hatten wir schon 5mal und außerdem kannst du das von da aus gar nicht sehen.“

Seufzend lege ich meine „spannende“ Lektüre beiseite. (Keine Ahnung, wie sich ein schwedisches Handbuch über Floßbau in die Bibliothek eines Schiffes seiner englischen Majestät verirrt hat… die scheinen da ja wirklich verzweifelt zu sein. Naja…)
Ich gehe durch die offenstehende Tür (nicht dass da auch nur ein kühler Lufthauch durch käme!) hinaus auf die Heckgalerie „unseres“ Schiffes.

„Ich seh‘ etwas, was du nicht siehst und das hat ein Auge.“

Will sitzt da, hat die Füße durch das Geländer gesteckt und sieht mich mehr oder weniger erwartungsvoll an.

„Ein Auge?“

Ich lehne mich über die Reling. Ist da etwa was Neues? Da unser Schiff in der Flaute ähnlich bewegungsfreudig ist wie ein Korken in Schweröl, hat sich im Wasser um uns herum ein hübsches Sammelsurium von Dingen angehäuft, deren Nützlichkeit und Haltbarkeitsdauer relativ fragwürdig erscheinen. (Die meisten Leute würde hier von Müll sprechen.)

„Du meinst aber jetzt nicht den Fisch von vorgestern, oder?“
„Doch!“
Will nickt so eifrig ihm das bei dieser Affenhitze möglich ist.

„Aber den hatten wir doch gestern schon zigmal.“
„Aber da hatte er noch zwei Augen… heute hat er nur noch eins… und du bist dran!“
„Ich mag nicht mehr!“

Gelangweilt lehne ich mich mit dem Rücken an die Reling.

„Och, Thin!“
„Ach… dann mach du noch eins.“
„Na gut… hmmm… ich seh‘ etwas, was du nicht siehst und das ist… ziemlich groß und… macht „happs“.
„Happs???“
„Äh… ja… happs.“

Ich drehe mich wieder um und sehe gerade noch eine große Flosse abtauchen. Der Fisch von vorgestern ist weg.

„Der zählt nicht, Will… der ist ja weg.“
„Blöd…. ah… guck mal… da ist er wieder!“

Da sag noch einer, Fische hätten keine Mimik! Wenn das Gesicht von diesem Hai nicht angewidert ist, dann weiß ich es auch nicht.

„Ich seh‘ etwas, was du nicht siehst… und das ist in zwei Teilen… nein… vier!“
„Der Fisch von vorgestern, William.“ *seufz*

Cabin Fever, Part 1

Es ist Flaute.

Und damit meine ich Flaute. Flaute, wie nur sowas von Flaute sein kann. Kein Lüftchen rührt sich. Seit unserem Aufbruch aus Tortuga sind wir keine 20 Seemeilen vorangekommen.

Als wäre das nicht genug, ist es auch noch brüllend heiß. Die Sonne brennt konstant mit geschätzten 57° vom Himmel, und die Luft ist, als würde man heißen Sirup einatmen. Die Aktivität der Mannschaft geht daher auch gegen Null. An Deck kann man es in der prallen Sonne kaum aushalten, und in unserer Kajüte ist es dermaßen stickig....

....was allerdings nur daran liegt, dass der X@)§"/% Deckenventilator schon wieder kaputt ist. Dieses verfluchte Teil, das Jack billig von einer Wahrsagerin in Acapulco erstanden hat. Wenn es funktionieren soll, dann ist es garantiert kaputt - aber wehe, man braucht es einmal nicht. Ich erinnere mich noch gut, als wir bei minus 43 Grad durchs Eismeer geschippert sind, unter einer Wolldecke eng aneinandergeklammert und das beständige schröppel-schröppel-schröppel des aus unerfindlichen Gründen nicht abstellbaren Ventilators über unseren Köpfen.

Nach einem kleinen Wutanfall meinerseits hat Jack nun auch alles in Bewegung gesetzt, um diesem Zustand Abhilfe zu verschaffen, weswegen Gibbs momentan auch hemdlos und schwitzend wie ein kolumbianischer Gebirgsbär auf einem Stuhl in unserer Kajüte steht und fluchend versucht, die Gerätschaft wieder in Gang zu bringen.

Mir wird es zu heiß in der dunklen Kajüte. Tun kann ich eh nix, also begebe ich mich an Deck.

Dort ist die Situation nur unwesentlich besser. Die Luft flirrt vor meinen Augen. Weit und breit ist niemand zu sehen. Wo ist nur Jack? Wo sind Thin und Will?

Caniden und der Südwind

Verflucht… Tortuga geht auch immer mehr vor die Hunde… Caniden!

Will: „Bitte was?“ – „Ach nix.“

Erst läuft einem ein übergewichtiger, leicht räudiger Zeichentrickwolf auf zwei Beinen und in quietschbunter Pseudo-Mittelalterkleidung vor die Füße und jetzt das! Ich sage nur ein Wort: Gilette!

Irgendwie erinnert mich dieser aufgeblasene Kerl immer an diese dekorativen Zeichnungen der Winde auf den Schauseekarten, deren Nutzen mehr im Dekor als in der Genauigkeit liegen. Gilette wäre ein tolles Vorbild für den Südwind… wenn der den Mund aufmacht, kommt auch nur heiße Luft raus. *seufz* Wie der Kerl sich da wieder aufpuschelt. Bei dieser Wortwahl wird ihn der größte Teil der Bevölkerung Tortugas ungefähr genauso gut verstehen, wie wenn er Kirgisisch spräche. „… dorten höchstselbst…“ Herr, laß Hirn herab! Wie hat es der Kerl überhaupt vom Fähnrich zum Leutnant geschafft? Die Navy nimmt neuerdings auch wirklich jeden.

Da die Tarnung unserer beiden „Damen“ unwiderruflich beim Teufel ist, sobald sie den Mund aufmachen, und Ehdi auch im Augenblick nicht so aussieht, als wollte sie Stellung beziehen, versuche ich diese eingebildete Puderquaste abzuwimmeln.

Ich stelle mich schützend vor „die Dame meines Herzens“ – nicht ohne ihn mit meinem Heck unauffällig aber nachdrücklich ein bißchen in den Schatten zu schieben - richte mich zu meiner vollen, zugegebenermaßen nicht sonderlich eindrucksvollen Größe auf und rede mit meiner tiefsten Stimme auf Gilette ein.

„Leutnant, unterstellt Ihr uns etwa Diebstahl? Ich muß mich energisch gegen solchermaßen unbegründete Anschuldigungen gegenüber unbescholtenen Bürgern dieser schönen Stadt verwahren!“

Nun ja, Tortuga ist weder schön noch sind wir seine Bürger und unbescholten… naja… Will vielleicht. Immerhin reicht dieser Wortschwall um Gilette kurzzeitig zu verwirren. Gut. Gleich die nächste Breitseite.

„Ihr selbst habt unseren überstürzten Abgang aus diesem hübschen merkantilen Etablissement verursacht. Dieser unangemessene Aufruhr vor der Tür desselben, verursacht durch Eure Leute, ließ unsere beiden entzückenden Begleiterinnen…“ (Hier kann ich mir nicht verkneifen, Will kurz das Heck zu tätscheln.) „…glauben, ein Krieg sei ausgebrochen. Die armen Mädchen wurden von solcher Angst ergriffen, daß sie ihr Heil in der Flucht suchten.“

Gilette ist völlig baff. *innerliches Händereiben meinerseits* Nächste Breitseite… ran an den Feind!

„IHR“ Mit mahnend erhobenem Zeigefinger gehe ich einen Schritt auf den Leutnant zu. „Ihr, Sir, könnt von Glück sagen, daß meine Liebste nicht vor Angst gestorben ist, sonst hättet Ihr jetzt ein unschuldiges Leben auf dem Gewissen!“

Dear William verkriecht sich hinter seinem Fächer, um sich das Lachen zu verkneifen. Zum Glück gelingt es ihm dabei irgendwie schüchtern auszusehen. Trotzdem bin ich immens erleichtert, als sich einer der anderen Blauröcke einmischt. Die Chance können wir uns nicht entgehen lassen. Ich raffe meine Herzensdame zusammen und „sie“ ihre Röcke und dann nix wie ungeordneter Rückzug.
Nach einer kurzen Stippvisite im Versteck zwecks Zusammenraffens unserer Habseligkeiten… „Nein, William… laß um Himmelswilliam… äääh… willen das Kleid an! Dafür haben wir jetzt keine Zeit.“ … sind wir endlich an Bord unseres dezenten, unauffälligen, harmlosen, perfekt getarnten, unverdächtigen…


verdammten Navyschiffes!

Will hat wie immer einen Blick für die unmittelbar wichtigsten Dinge: "Ich glaube, du bist mir da eine Erklärung schuldig, Lucy Mae...!"

Äh… ja… richtig. Das würde mich zu gegebener Zeit auch brennend interessieren, aber...

„Sollten wir nicht vorher Anker lichten und in See gehen… Käptn Lucy Mae?“

Es sieht umwerfend niedlich aus, wenn Will fast vor Lachen aus dem Korsett platzt, hab ich das schon mal erwähnt…???

Lucy in the sky

Gehen.

Gehen, Ehdi, nicht rennen.

Ich muss mich selbst ermahnen, nicht mit fliegenden Fahnen vorauszustürmen, so sehr ich das auch am liebsten tun würde. Nicht mehr weit, und wir wären in Sicherheit auf der Revenge...

Aber Rennen würde uns verdächtig...er machen; verdächtiger, als wir ohnehin schon sind. Man stelle sich uns bildlich vor: Ein etwas klein geratener Matrose in grauen, weiten Hosen; erstaunlich unmuskulös und bei genauerem Betrachten auch erstaunlich bartlos für jemanden, der den Großteil seiner Zeit auf See verbringt. An seinem Arm eine dagegen fast hochgewachsene Dame in einem aparten roten Kleid, das aber bei ebenfalls genauerem Betrachten bereits seine besten Zeiten überschritten zu haben scheint und außerdem über das doch recht breite Kreuz der Lady auffällig spannt.

Das allein wäre für Tortuga-Verhältnisse vielleicht noch weniger auffällig, wenn....

...wenn es uns nicht im Doppelpack gäbe.

Auf dem Fuße folgt uns nämlich ein ähnliches Ensemble, nur dass die Dame hier gelb trägt.

Auf dem Fuße? Moment mal....

Im Gehen drehe ich mich suchend um - Fehlanzeige.

"Stopp!", bremse ich die Dame an meinem Arm. "Wir haben Thin und Will verloren".

"Wa-as?", ruft Jack, und hätte uns durch seine gar nicht damenhafte Stimme beinahe schon wieder in die Bredouille gebracht. Welche Lady hat denn schon am Nachmittag drei Promille im Blut?

"Halt die Klappe!", zische ich ihm zu und sehe mich weiter unauffällig um. Jack hat nun kapiert und tut, als würde er etwas in seinem Täschchen suchen. Weit und breit keine Spur von Thin und Wi...ahaa!

Da kommen sie aus einem Hauseingang geschlüpft! Jack und ich sehen uns an. Die werden doch nicht etwa.....? Also *dafür* ist ja nun wirklich keine Zeit!

"So, Mr Turner, haben wir uns eine kleine Pause gegönnt?", geht Jack auch gleich auf Will los. Eben jener Mr Turner hat die Güte, rot anzulaufen, doch weiter kommen wir gar nicht mehr, denn um die Ecke biegt....

...die hartherzige Schlechtigkeit in Person, der ehrenwerte Sheriff von Nottingham.

img00031



...............................



*Jack anguck*
Jack: *zu Will guck*
Will: *zu Thin guck*
Thin: *zu Ehdi guck*

Gemeinsam: ???

DREEEEEHBUCH!!!!!!!!

*aus dem Off* Ted: *zischel* Du bist im falschen Film, Idiot!
Terry: *zurückzischel* Bin ich gar nicht! Das stand so auf Wikipedia!
Ted: Bei den Piraten GIBT es keinen Sheriff, du Trottel! Jetzt mach schon weiter!
Terry: Okay, okay, ist ja gut....

*leises Rödeln der Filmrolle setzt wieder ein*



.....doch weiter kommen wir gar nicht mehr, denn um die Ecke biegt....

...eine Abteilung der Navy unter Leutnant Gilette höchstpersönlich.

Oh nein!

Das zweitschlimmste Übel nach Norrington, das uns ereilen konnte. Und dass die es auf uns abgesehen haben, daran gibt es keinen Zweifel- Gilette steuert zielstrebig auf uns zu.

Haltung bewahren, Ladies! . Thin und ich haben mal wieder das Gleiche gedacht. Zum Glück haben die 'Ladies' an ihre Fächer gedacht. Ich bete insgeheim zu allen Heiligen, die mir auf die Schnelle einfallen wollen, dass wir hier ungeschoren herauskommen.

Schon steht Gilette vor uns und fängt an, mit seiner nasalen Stimme und dem permanent leicht überheblichen Grinsen irgendwelche Delikte aufzuzählen, die wir anscheinend verbrochen haben sollen.

"....und benachrichtigen uns, dass Ihr dorten höchstselbst geruhtet, den werten Inhaber um seinen wohlverdienten Lohn zu bringen".

Er meint die nicht bezahlten Kleider. Was schert es eigentlich die Navy, ob wir bezahlen oder nicht. Ich hätte nicht übel Lust, ihm den Mund mit seiner Perücke zu stopfen. Aber die ist wahrscheinlich auch nur auf Pump bezahlt.

Thin entgegnet etwas zu unserer Verteidigung, während ich mir fieberhaft einen Plan B überlege. Gilette ist niemand, der sich so leicht abwimmeln lässt. Besorgt sehe ich zu Jack. Der scheint mich gar nicht wahrzunehmen; er schaut jedenfalls angestrengt über seinen Fächerrand hinweg. Was zur Hölle TUT er denn da?

Plötzlich mischt sich eine dritte Stimme in die mittlerweile lauter geratene Debatte zwischen Thin und Gilette.

"Sir, auf ein Wort..."

Thin und Will sehen ebenso verdutzt drein wie ich selbst, als ein junger Offizier aus der hinteren Reihe tritt und sich an seinen Vorgesetzten wendet. Gut. Zumindest die beiden haben ebensowenig Ahnung, was vorgeht. Jacks Miene ist nach wie vor undurchschaubar.

"Ich verbürge mich für diese junge Dame hier".
Es haut uns alle drei fast aus den Latschen, als der Blaurock bei diesen Worten auf unsere "Lady" in Rot zeigt.

Jetzt erkenne ich das Gesicht auch wieder! Es ist der Offizier von vorher; der, dem Jack vor dem Laden zugezwinkert hat. Unglaublich. Da schafft er es sogar in Weiberklamotten, sich noch irgendwie herauszulavieren.

Bevor ich meinen staunend heruntergeklappten Unterkiefer wieder in die richtige Position bringen kann, wendet sich Gillette erneut an uns, diesmal aber direkt an Jack.

"So, so. Und wie...heißt denn diese junge Dame hier?"




"Lucy Mae"

Das kam wie aus der Pistole geschossen. Er hat sogar an die Fistelstimme gedacht.

"So, so...", macht Gilette erneut; betrachtet unsere Dame noch einen Augenblick und wendet sich dann zu seinem Untergebenen um.

Die beiden drehen uns den Rücken zu. Wir haben anscheinend alle vier denselben Gedanken, denn still und heimlich nutzen wir die Gelegenheit, um unauffällig aus dem Bild zu diffundieren.

Tatsächlich schaffen wir es, unbemerkt zum Versteck zu kommen. Um die Verkleidung zu wechseln, ist jetzt keine Zeit mehr. Wir müssen schleunigst weg von hier!

Ich packe Jack am Arm und schleife ihn an Bord. Es war mir klar, dass Will in diesem Moment anfangen muss zu kichern.

"Ich glaube, du bist mir da eine Erklärung schuldig, Lucy Mae...!"

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