Thin & Will

„Schätzchen – es ist WILL“

"Wiiiie bitte?!"
Uahhh… das blonde von den beiden Geschöpfen scheint sich zuerst von seiner Verblüffung erholt zu haben und tut dies mit einer dermaßen durchdringenden Stimme kund, dass es mich insgeheim wundert, dass nicht sämtliche noch intakten Fensterscheiben und sonstige Gläser in der näheren Umgegend in tausend Stücke zerspringen. Die Frau ist eine Waffe!!

Allerdings liegt nur Augenblicke später mir ein ebenso spitzes „Wiiiie bitte?!“ auf der Zunge, als ich meinen William in aller Gemütsruhe und seinem üblichen hilfreich-verbindlichen Erklärungstonfall wiederholen höre: “Das ist kein Geschenk für euch…“ Ich fass es nicht… anstatt durch den alles andere als freundlichen Ton der Tante gewarnt zu sein und das Weite zu suchen, schmiert er ihr das ganze nochmal aufs Brot. William… bitte!! *seufz*

Es kommt, wie es kommen muss… und wie alle Anwesenden außer dem Waffenschmied meines Vertrauens vorhergesehen haben…

Die Augen der beiden Schlampen ziehen sich simultan zu schmalen Strichen zusammen… trotz balkendicker… äääh… „Betonung“ durch Make Up… oder das, was die beiden dafür halten. Als ich den Blick sehe, den sich die beiden Busenfreundinnen/Rivalinnen/whatever zuwerfen, weiß ich, welche Stunde geschlagen hat… die letzte für meinen Süßen, wenn ich nicht aufpasse.

Noch während die Blonde ausholt, packe ich Will um die Taille, drängele mich vor hin und schubse ihn mit meinem vollen Gewicht nach hinten. Da ihn dieses Manöver offensichtlich überrascht hat, gelingt es mir sogar halbwegs elegant, ihn aus dem Gleichgewicht und so aus der Gefahrenzone zu bringen. Dummerweise greift er nach dem nächstliegenden um sich festzuhalten… und das bin eben dummerweise ich. William ist ja nun wirklich kein Hüne und auch nicht gerade kräftig gebaut… aber wenn wir beide aus dem Gleichgewicht sind… tja… Eleganz ist anders…

Im Fallen sehe ich, dass meine Aktion keine Sekunde zu spät kam. Die Blondine kann trotz Ermangelung ihres eigentlichen Ziels nicht mehr bremsen. FATZZ… landet die Ohrfeige im Gesicht ihrer… Kollegin, dass der Kalkpuder nur so rieselt. Normalerweise würde ich jetzt loslachen… aber jetzt ist erst mal der Moment gekommen, wo Will und ich am Boden ankommen.

Uff… wenigstens bin ich ja weich gelandet. Will scheint es trotz eines Seufzers auch ganz gut ergangen zu sein. Er hält außer mir noch immer tapfer den pfirsichfarbenen Auslöser des ganzen Aufstandes hier fest. Jack und Ehdi beobachten offensichtlich fasziniert das Spektakel, das sich ihnen hier bietet. Wundert mich nicht…

Ich frage mich, was wohl den seltsameren Anblick bietet… die beiden abgetakelten Schaluppen, die sich mittlerweile wieder völlig sinnfrei aber voller Hingabe prügeln… oder wir beide hier… Will, der auf dem Boden hockt wie frisch vom Himmel gefallen und ich auf seinem Schoß, liebevoll von hinten umarmt und in ein pfirsichfarbenes Schleier-Puschel-Irgendwas-Dingens-Tütü gewickelt…

Es gibt Dinge, die gibt’s gar nicht…

Ärger im Rock

„Oh, nein!“ Was ist denn jetzt schon wieder? Mit einer eines Jack Sparrow würdigen Umdrehung sehe ich mich nach der Ursache von Wills erneutem Unmut um. Der Anblick, der sich mir bietet ist allerdings auch dazu geeignet, jeden halbwegs mit Geschmack gesegneten Menschen zumindest schmerzhaft zusammenzucken zu lassen. Zwei mehr als offensichtlich weibliche Individuen steuern zielstrebig auf uns zu. „William… woher kennst DU sowas??“ Misstrauisch sehe ich meinen Begleiter an. „Ich hab die beiden mal mit Jack getroffen…“ – „Soso… getroffen…??“ Ich lasse das Wort etwas im Raum hängen, bis Will begreift. „Du glaubst doch jetzt nicht…?!? Was DENKST du eigentlich von mir?“ Hmm… nun ja… das Entsetzen, mit diesen aufgetakelten Fregatten in engere Verbindung gebracht zu werden, ist echt. „Hätte mich auch ehrlich gewundert.“, strahle ich ihn an. „Das sind alte Bekannte von Jack.“ - „DAS wundert mich nun wieder weniger….“

Mittlerweile sind die beiden Schlachtschiffe heran und bevor einer von uns reagieren kann, hat sich die eine doch schon das pfirsichfarbene Schönwetterwölkchen geschnappt und die beiden fangen an, sich sehr amüsant darum zu streiten.

“Halt… Augenblick! Das ist ein Irrtum.“ Oh nein! Ich hab’s geahnt! Der Ritter an meiner Seite muss mal wieder für Recht und Ordnung und seine Dame eintreten. Warum TUT er das bloß immer? *seufz* Jedenfalls hat er jetzt die ungeteilte Aufmerksamkeit der beiden… äääh… „Damen“. „Das…, mit einer zielstrebigen Handbewegung entreißt er den beiden unser Wölkchen, „… ist kein Geschenk für Euch… und es ist auch nicht von Jack… und wir sind auch nicht Jacks Crew!“ Die leicht irritierten Gesichter der Ladies lassen mich nun doch grinsen. Leider habe ich die Befürchtung, dass die Verblüffung der beiden nicht lange anhalten wird. Und tatsächlich beginnt sich die Verwunderung schon recht schnell in Ärger zu verwandeln. William… ich fürchte, das geht nicht gut aus für dich. Ich mache mich bereit, meinen Ritter zu retten.

„Es klopft, Mr. Turner!“

*hicks*

„Lassma dass gannich ssselber!“ *hicks* Ja klar, Schatz... das hast du vom Treppensteigen eben auch schon behauptet. Kommentarlos stelle ich Wills Stiefel, die ich ihm gerade mit Müh und Not und unter seiner wenig tatkräftigen Mithilfe von den Füßen gezogen habe, in eine Ecke.

*hicks*

Beim Blick über die Schulter bietet sich mir ein wirklich niedlicher Anblick. Mein Held liegt quer über dem Bett und hat gerade den Versuch aufgegeben, sich selbständig einen Strumpf vom Fuß zu zerren. Der andere Fuß steckt noch bis zur Hälfte im Bruder des genannten Kleidungsstückes.

*hicks*

Als ich näher trete und ihn von den hartnäckig Widerstand leistenden Fußbekleidungen befreie, schenkt Will mir ein strahlendes wenn auch leicht verklärtes Lächeln, das ich mit einem Grinsen erwidere. Der Arme hatte definitiv zuviel Rum! Sonnenbrand und Alkohol haben seiner Nase eine zu seinem neuen Hemd fein abgestimmte rote Farbe verliehen. Ich habe gar nicht mitbekommen, daß er soviel getrunken hat und verdächtige Jack, ihm heimlich nachgeschenkt zu haben. Beim nächsten Tavernenbesuch muß ich besser aufpassen.

*hicks* Großartig! Wenn sein Schluckauf die ganze Nacht anhält, werden wir beide kein Auge zutun.

„Intziwintzi... wenn du die Luft anhältst, hört das auf.“ – „Mussu... *hicks* mussu mich immasso nenn... *hicks*?“ – „Wie nennen?“, stelle ich mich dumm. „Na... *hicks* Inns... wi..inni... *hicks* winnsi... ach *hicks* Dings halt...“ Ich bemühe mich, todernst zu bleiben. „William, mein Süßer... ich verspreche hoch und heilig, dich nie wieder „Dings halt“ zu nennen.“

*hicks* „Schulligu... *hicks* ...ng.“ – „Du mußt die Luft anhalten!“ – „Ka... *hicks* ... kannichnich... *hicks*“ Ein hilfesuchender Blick. Hmm... ich wüßte da einen Weg, wie er gaaanz lange die Luft anhält... *breitgrins*

Am nächsten Morgen

„Es klopft!“

...

„Will! Es klopft!!“


... (Das Kissen neben mir schweigt gequält.)

„WILLIAM!!“

„Das ist mein Kopf!“
Siehe da! Das Kissen kann doch sprechen! Aber... „Häh??? Wieso dein Kopf?“ (Das Kissen seufzt gequält.) „Mein Kopf klopft!“ In diesen drei Worten scheint der Jammer der ganzen Welt vereint zu sein... jedenfalls klingt es so. Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. Da Mr. Turner sowieso gerade mit dem Gesicht im Kissen steckt, macht das nix... er wird’s nicht sehen.

„Unsinn, Schatz... das Klopfen in deinem Kopf könnte ich doch nicht hören!“ Ein abgrundtiefer Seufzer aus dem Kissen wird gefolgt von einem deutlich weniger als halb geöffneten Auge. Durch Federn und Stoff gedämpft höre ich ein klagendes „Also ich hör’s ganz deutlich...“ – „Ja, ich auch, mein Süßer... das kommt von der Tür. Willst du nicht mal hingehen und nachschauen, wer da klopft.“ – „Nei-ein!“ *jammer* - „Muß ich dir erst die Decke wegziehen?“ Wortlos taucht ein Arm unter dem Kissen auf, greift nach meinem Kissen und packt es oben auf Wills Kopf. Undeutlich dringt darunter hervor: „Mir egal... Hauptsache, ich kann die Kissen behalten.“

Na toll!

Da mein geschätzter Begleiter es vorzieht, den sterbenden Schwan zu geben, stehe ich also selbst grummelnd auf und gehe zur Tür. Erst als ich selbige bereits aufgerissen habe, stelle ich zu meiner großen Erleichterung fest, daß ich zufälligerweise wenigstens mein Hemd anhabe und glücklicherweise weder Jack noch sonst irgendein Kerl vor der Tür steht, sondern...

„Ehdi?!“

Nachdem Ehdi mich über die neusten Erkenntnisse des Captn. Sparrow informiert habe und wir übereingekommen sind, daß ein Kriegsrat angeraten sei, unternehme ich einen neuen Versuch, den Waffenschmied meines Vertrauens auf Trab zu bringen.

„Wihill...“ *flöt* Ein unartikulierter Laut irgendwo zwischen Grunzen und Seufzen erklingt unter dem Kissenstapel. Ich verdrehe genervt die Augen und lasse mich aufs Bett plumpsen, daß genannter Stapel einen kleinen Hopser macht. „Will! Jack meint, es gibt Ärger.“ Ein weiterer Seufzer, das obere Kissen (also meins!) rutscht zur Seite und Mr. Turner dreht mir wenigstens endlich mal das Gesicht zu. Die Augen bleiben allerdings eher geschlossen. „Jack ist ein anderes Wort für Ärger!“

Ich kann ein Kichern nicht ganz unterdrücken. Da ist aber einer etwas angegriffen! Auch wenn er mit seiner letzten Äußerung zugegebenermaßen nicht völlig falsch liegt. Mich trifft der Blick eines waidwunden Rehs... aus beiden Augen! Ich versuche, mein Grinsen hinter einer Hand zu verbergen. Selber Schuld, mein Bester... ich hatte dich gewarnt.

Der Teufel im Detail

Großartig!!
Erst dachte ich ja noch, das wird wieder eine von Captn. Sparrows üblichen unterhaltsamen aber weitschweifigen Erzählungen, die mit jedem Schluck Rum farbenfroher werden…

Ein Schiff der Royal Navy…!! Und… typisch Jack *riesenseufzer*… natürlich auch nicht irgendeins, sondern ein richtig großes, teures, unentbehrliches. Irgendwie hätte mir klar sein müssen, dass er ein winziges… ein intziwintzi (Entschuldige, Will! *tätschel*)… Detail bis zum Schluss – oder dem bitteren Ende – aufheben würde…

Jedenfalls bekommt er als Antwort auf seine strahlende Eröffnung einen doppelten, wunderbar synchronen Hustenanfall von Will und mir. Verdammt, brennt der Rum!! Ich hätte mir auch Limo holen sollen. *röchel* Nachdem wir beide unsere Atemluft wieder gefunden haben, besteht der zweite – wiederum wunderbar synchrone – Teil unserer Antwort in einem fassungslosen und überaus unoriginellen „WAAAAS???“

Wills Händedruck auf mein Knie und meiner auf seine Hand nehmen zusätzlich zu „warnend“ bzw. „beruhigend“ jeweils eine beunruhigt bis besorgte Qualität an. Obwohl… bei Will wird wohl nur die Verzweiflung um einige Nuancen düsterer. Tja…

Ich muss ja gestehen, dass auch meine Begeisterung über eine neue Unternehmung durch die Tatsache, dass uns dabei die gesamte in der Karibik vorhandene Royal Navy wie Pech an den Hacken kleben dürfte, einen leichten Dämpfer erhalten hat. Nun ja… die Definition von „dezent“ sah bei Jack Sparrow schon immer etwas anders aus als beim Rest der Menschheit.

Egal… was solls… bevor ich hier irgendwo an Land verschimmele. *ein, wie ich hoffe dezenter Seitenblick auf meinen treuen Begleiter* Hmm… dieses Verschimmeln ließe sich mit 100%iger Sicherheit durchaus angenehm gestalten… hmmm… allerdings könnte man das auch auf See verlegen… mit etwas geringerer Gefahr des Verschimmelns… hmmm…

Egal… Jack scheint sowieso nichts anderes von uns zu erwarten als Zustimmung und helle Begeisterung. War das nicht immer so?? Ein eigentlich für Will typischer Seufzer schleicht sich über meine Lippen und Mr. Turner hat natürlich nichts Besseres zu tun als mir einen seiner absolut undezenten „Siehst du, ich habs ja gleich gesagt!“-Blicke zuzuwerfen. Warte nur, Süßer, wenn du deine Limo leer hast…!!

Ein halbes Ohr von mir nimmt eine Diskussion über Einkaufen bei meinen Gegenübern wahr. Gute Idee! Ich unterziehe das Outfit meines Begleiters einer kritischen Prüfung….
.
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äääh…
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„Seit wann interessierst du dich für meinen alten Gürtel?“
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Häh??

Ich sehe auf und direkt in Wills große fragende Augen.

„Äääh… nix, nix… ich… war gerade in Gedanken…“ Wills Blick bleibt irgendwie skeptisch, aber wenigstens fragt er nicht weiter nach. *Erleichterung*

Wo war ich??

Ach ja… genau… Einkaufen… jaa… doch… ein I-Tüpfelchen könnte da durchaus noch was verbessern.

„Gute Idee!“ , wende ich mich wieder an unsere neuen Schiffskameraden. „Wir hätten da auch noch so das eine oder andere zu erledigen.“

Als Jacks Hemd bei Ehdis Belastungstest kläglich versagt, kann ich mir ein amüsiertes Grinsen nicht verkneifen. Ein kurzer Seitenblick verrät mir, dass es meinem Waffenschmied auch nicht viel besser geht.

12!!!!

„Und dann haben wir… blablabla…“

*seuuuuuuuufffffzzzzz*

Also, manchmal… da kann einen Jack wirklich….

Ich ertappe mich dabei, wie meine Gedanken… und meine Blicke… abschweifen. Das Muster von Jacks Kopftuch ist wirklich so was von aufregend…

„Etwa zwei Strich achterlich… blabla…“

*seuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuufffffffffffffffffffzzzzzzzzzzzzzzzzzzzz*

Ein Blick zu Will zeigt mir, dass er meine Begeisterung für Jacks ausufernde Erzählung teilt. Ich glaube, er hat nur deswegen noch nichts gesagt, weil er nicht weiß, ob er zuerst genervt und dann verzweifelt ist, oder umgekehrt. Mein armes Intziwintzi!

„Sie neigte sich leicht nach Backbord… *sülz*…“

„1… 2… 3…“ Aus lauter Verzweiflung fange ich an, die Knöpfe an Wills neuer Weste zu zählen. „4…“ Die neuen Klamotten stehen ihm aber auch gut!



Wo war ich?



Noch mal… „1… 2…“ Dieses rote Hemd… *seufz*



Ääääh… verdammt!! Noch mal von vorne! „1… 2… 3… 4…“

*Jack sabbelt ungestört weiter*

„5…“

Wenn das so weiter geht, muss ich Will überreden, den Mantel anzuziehen… der hat mehr Knöpfe… und… *schnurr*

Verflucht! Schon wieder!!! „1… 2… 3…“

Vorerst könnte ich natürlich auch erst noch die Hosenknöpfe… wenn ich mit der Weste…

Oh nein!! „1… 2…“

Irgendwann wird mir bewusst, dass mich William schon eine ganze Weile leicht irritiert ansieht. Hat er mich was gefragt?? „Zwölf!!!“, verkünde ich stolz. Wills Gesichtsausdruck wandelt sich von leichter Irritation zu völliger Verständnislosigkeit…

Ääähm… offenbar wollte er nicht die Anzahl seiner Westenknöpfe wissen. Und auch für die anderen beiden scheint meine bahnbrechende Erkenntnis nicht wirklich hilfreich für unser Gespräch zu sein… Immerhin ist es mir gelungen, Jack für einige Sekunden zum Schweigen zu bringen. Drei Augenpaare sehen mich völlig verwirrt an. Ich beschließe, dass es an der Zeit ist, mal eben kurzfristig den Standort zu wechseln…

„Ähh… ich geh mal was zu Trinken holen…“ *schiefgrins*

Sermon ausgeliefert zu sein, scheint den Guten zur Flucht auf ein stilles Örtchen zu treiben. Wie überall hier in Tortuga ist auch in diesem Fall „still“ relativ bis rein rhetorisch zu sehen. Mein Grinsen wird breiter als ich sehe, wie mein lieber Mr. Turner in seiner höflichen aber bestimmten Art und mit steigender Verzweiflung diverse Hilfsangebote einiger „Damen“ ablehnt. Ich bin kurz davor, zu fragen, ob er Hilfe braucht, da kommen meine bestellten Getränke. Tja… muss er eben alleine durch… wobei das „alleine“ sein größtes Problem sein dürfte. *grins* Ich bleibe noch lange genug am Tresen, um sicher beobachten zu können, dass er alleine geht und gehe dann zurück zum Tisch. Ich sehe gerade noch, wie Ehdi auf Jack einredet. Hoffentlich bringt sie ihn dazu, sich „etwas“ kürzer zu fassen!

In Schlangenlinien wühle ich mich durch das mittlerweile gut gefüllte Lokal, in dem auch längst die gewohnten Schlägereien im Gange sind. Es gelingt mir nach einiger Zeit, mit noch immer gefüllten Bechern unseren Tisch zu erreichen. Will ist vor mir da… aber er hatte auch einen kürzeren Weg. Ich stelle die Getränke ab und setze mich wieder. Die Aussicht auf eine Fortsetzung von Jacks nautischem… und epischem!... Vortrag scheint meinen Begleiter durstig gemacht zu haben. Er greift seinen Becher und nimmt einen tiefen Schluck.

Und beginnt zu husten. Seinem strafenden Blick begegne ich mit einem breiten Grinsen. Du hast doch wohl selbst nicht geglaubt, dass ich dir erlauben würde, dir hier eine volle Breitseite zu verpassen, mein Bester?! Ich werd dich bestimmt nicht die Treppe rauf tragen! Ich hebe meinen Becher und lasse meinen Rum mit seiner Limonade anstoßen.

Ehdi räuspert sich. Wie hat sie Jack bloß dazu bekommen, mal die Klappe zu halten? Bewundernswert!

Ich hole gerade Luft, um ihr zu antworten, da fühle ich unter dem Tisch Wills Hand auf meinem Knie. Nicht jetzt, Schnuffi… ich will doch gerade Ehdi antworten! Ich hole wieder Luft und der Druck auf mein Knie verstärkt sich. Ich sehe zu Will hin und… die Verzweiflung in seinem Blick, während er noch fester zudrückt.

Ich ignoriere seinen stummen Einwand und antworte Ehdi: „Ganz recht… ein Schiff. Und zwar eigentlich kein bestimmtes… wisst ihr zufällig eins?“ Ein abgrundtiefer Seufzer der Verzweiflung neben mir… tröstend tätschele ich die Hand auf meinem Knie. Armes Intziwintzi! Strahlend wende ich mich wieder an Ehdi: „Ihr braucht nicht zufällig einen Kanonier und einen… Waffenschmied?“

Alte Bekannte

Tortuga, immer noch Mum Walker’s Inn, immer noch später Abend

„Oh, nein!!“

Ich bin gerade mit meinem Abendessen beschäftigt, so dass ich meine Umgebung hauptsächlich akustisch wahrnehme. Aus diesem Grund entzieht sich mir zunächst auch der Grund für die Verzweiflung meines Begleiters. „Wasn? Haste dein neues Hemd vollgekleckert?“, quetsche ich zwischen zwei (leckeren!!) Bissen hervor. „Nein! Jack!“ – „Häh? Jack hat dein Hemd vollgekleckert?? Wie soll er denn das gemacht haben… er ist doch gar nicht hier?!“ – „Doch!“ Der immer noch verzweifelte Tonfall, lässt mich nun doch aufsehen. Ich folge Wills entgeistertem Blick bis zu seinem Auslöser.

Eine mir wohlvertraute Gestalt beginnt sofort mein Gesichtsfeld zu dominieren. Eine Gestalt, bei der wie immer nicht klar ist, ob sie sich mit den schlingernden Beinen oder den wedelnden Armen fortbewegt. Wahrscheinlich ein wenig von beidem. Jack Sparrow… Verzeihung… Captn Jack Sparrow!

Unauffällig lasse ich meine linke Hand unter den Tisch auf Wills Knie wandern. Das Gesicht meines Freundes ist immer noch relativ unbelastet von jeglicher Begeisterung über die unerwartete Gesellschaft. Mach jetzt nix Blödes, mein Süßer! Eigentlich dürften wir beide nicht überrascht sein, Sparrow hier zu treffen… schließlich ist Tortuga sein Stammrevier… aber wie das so ist… Jacks unerwartete Auftritte sind nun mal so etwas wie sein Markenzeichen. Bei seinen wie immer taktvollen Begrüßungsworten verdrehe ich innerlich die Augen. Großartig, Jack! Ich werfe Will einen warnenden Blick zu während ein Schulterklopfen des Käptns mich fast in Augenkontakt mit meinem Essen bringt.

Erst als Jack sich auf den freien Stuhl neben mich fläzt… ungefragt, natürlich… und seine ausladenden Handbewegungen kurzfristig durch zwei ergriffene Becher Rum leicht eingeschränkt werden… nicht einmal Jack Sparrow würde einen guten Tropfen durch eine unbedachte Bewegung gefährden… sehe ich, dass er nicht alleine ist.

„Ehdi! Jack! Dasselbe könnte ich euch fragen!“, begrüße ich die beiden gutgelaunt nachdem ich mich von meiner anfänglichen Überraschung halbwegs erholt habe. „Wir…“ – „Wir essen gerade.“, fällt mir Will ein wenig kühler ins Wort und ich merke, wie er unter dem Tisch nach meiner Hand greift. Diesmal kommt der warnende Blick aus seiner Richtung. Ich lasse mich von seinem noch immer spärlichen Enthusiasmus nicht beeindrucken und setze fröhlich die angefangene Konversation fort: „Welche launische Brise hat euch denn hierher verschlagen?“

Schiff gesucht

Tortuga, Mum Walker’s Inn, Abend

*schnurr*
„Intziwintzi.“ *schnurr* Ich versuche es mit etwas mehr Nachdruck. „Wihill!“ – „Mhm…?“ – „Die zunehmende Dunkelheit verrät meinem untrüglichen Spürsinn, dass es Abend wird.“ – „Scharf kombiniert… na und?“ – „Wir sollten mal runter in die Gaststube gehen. So langsam dürften sich da vielleicht Leute eingefunden haben, die uns anheuern.“ – „Ooooch… es ist doch aber gerade so gemütlich hier.“ Finde ich ja ganz entschieden auch, aber… „Willst du vielleicht für den Rest deines Lebens hier auf Tortuga bleiben?“ – „Ich beginne gerade, mich mit dem Gedanken anzufreunden.“ *schnurr* Das Grinsen kannst du dir sparen… und hör auf zu schnurren! Dasja anstrengend! *seufz* „Weißt du, Will, mit dieser Einstellung gegenüber ehrlicher Arbeit wirst du es als Pirat noch weit bringen.“ – „Meinetwegen…“ Was?! Er reagiert doch sonst immer sofort, wenn man ihm unterstellt, Pirat zu sein. „Außerdem… was hat Piraterie mit ehrlicher Arbeit zu tun?“ Ich wusste doch, man kann sich auf ihn verlassen! *grins* „Ist doch ganz klar… in dem Moment, in dem die schwarze Flagge gehisst wird, ist es ehrliche Arbeit… wir machen doch ganz ehrlich unsere Absicht sie zu entern deutlich.“ – „Hmm… bestechende Logik!“ – „Danke… können wir jetzt nach unten gehen?“ – „Muss das sein? Es ist hier so gemütlich.“ – „William, unser Gespräch beginnt sich im Kreis zu drehen!“ – „Egal…“ Der macht mich fertig! *seufz* „Sieh es doch mal so… wenn wir ein Schiff der EITC kapern würden, würdest du gewissermaßen gar nicht Piraterie betreiben, sondern Lord Beckett bloß deinen Verdienstausfall, der dir aus der Stilllegung deiner Werkstatt entstanden ist, in Rechnung stellen.“ Will verschluckt sich an einem Lachanfall. „Gute Idee! Du gibst wohl nie auf?“ Mein Grinsen ließe sich ohne Probleme am Hinterkopf zusammenbinden. „Nö. Hast du ein Problem damit, Süßer?“

Einige Zeit später tauchen wir in der Gaststube auf. Mittlerweile betonen einige brennende Kerzen auf den Tischen die generelle Dunkelheit im Raum. Wir suchen uns einen freien Tisch in einer lauschigen Ecke, von dem aus man die Stube, die Tür und die übrigen Gäste gut im Blick hat. „Das ist zwar eines der letzten Löcher hier, aber die Bedienung ist sehr aufmerksam.“ William, du ahnungsloser Engel! Ich kann mir ein Grinsen nicht ganz verkneifen. Vermutlich wird es nicht mehr lange dauern, bis unter den übrigen Gästen eine Meuterei ausbricht, weil Mum Walkers Mädchen sich darum schlagen, an unserem Tisch zu bedienen und die übrigen links liegen lassen. „Muss wohl an dir liegen, Mr. Turner.“ – „Was? Wieso an mir?“ Wieso wohl!? Wahrscheinlich weil von deinem neuen roten Hemd eine Signalwirkung ausgeht, du Held! *kopfschüttel* „Och… weißt du… die sind es hier einfach nicht gewöhnt, dass man so höflich um etwas bittet wie du.“ Und mit so einem treuen Augenaufschlag! *scheinheiliggrins*

Shopping in Tortuga

Tortuga, Mittag

Um diese Zeit… gegen Mittag… könnte man meinen, Tortuga sei eine Geisterstadt. Ein paar Fischer im Hafen, Schiffe, die wie unser Käskahn ihre Ladung löschen. In den Gassen streunende Hunde und Schnapsleichen vom vergangenen Abend und schmutzige Kinder und nicht weniger schmutzige Dirnen, die den wehrlosen Alkoholopfern noch das letzte bisschen abnehmen… oft buchstäblich das letzte Hemd. Die meisten Kneipen haben geschlossen und nur einige Händler haben ihre Läden geöffnet, entweder weil sie die Hoffnung noch nicht aufgegeben haben, dass sich doch auch etwas weniger lichtscheues Gesindel in die Stadt verirrt hat, oder weil sie mitbekommen haben, dass ein Schiff angelegt hat, dessen Besatzung neue Kundschaft verspricht.

Zielstrebig bahne ich mir meinen Weg zwischen den Schlammlöchern hindurch zu einer ganz bestimmten Spelunke. Die Tür ist nur angelehnt und ein lang gezogenes Knarren hallt durch die halbdunkle leere Gaststube. Eine Stimme, die man zunächst für eine weitere Lautäußerung der Tür halten könnte, schnauzt uns an: : „Verflucht noch eins… habt Ihr denn keinen Anstand, seid Ihr blind? Wohl Tomaten auf den Augen?? Hier ist geschlossen. Verpfeift Euch!“

Von diesem warmherzigen Empfang keineswegs abgeschreckt, erhebe ich nun auch meine Stimme: „Euch auch einen guten Tag, Mum Walker!“ Aus dem Dunkel hinter dem Tresen ertönen schlurfende Schritte, die sich uns nähern. Man erkennt eine füllige, vornübergebeugte Gestalt in Schlappen, die sich bei näherem Hinsehen als potentiell weiblich entpuppt. Will macht einen Schritt zu mir hin und baut sich beschützend neben mir auf, als sich beim Näheren Hinsehen auch eine erhobene Bratpfanne in der Hand der Gestalt aus dem Dunkel schält. Ich stelle mich vor ihn, denn ich bin der Meinung, mit einer gusseisernen Bratpfanne sollte er sich lieber nicht anlegen… schon gar nicht, wenn sie von Mum Walker geschwungen wird.

„Thin! Bei allem was mir heilig ist… was tust du um diese unchristliche Zeit hier?“ Mum Walker ist jetzt nahe genug heran, um mich zu erkennen. Wir kennen uns schon länger von meinen vorherigen Aufenthalten in Tortuga. „Kleiner Zwischenstopp. Ist mein Zimmer frei, Mum Walker? Du weißt schon… das ruhige nach hinten raus.“ Sie grinst mich mit einem Gebiss an, das mehr Lücken aufweist, als ein Dreidecker Stückpforten hat. „Für dich immer, Liebes!“ Sie mustert Will mit Kennerblick von unten nach oben und von oben nach unten und er findet nach einem irritierten Seitenblick die gegenüberliegende und bis auf ein paar Schmutz-, Rum- und Blutflecken völlig unspektakuläre Wand so faszinierend, dass er fast Löcher hineinstarrt. Mum Walker hat für seine Verlegenheit nur ein erneutes Stückpfortengrinsen. „Ruhig, häh? Kanns verstehen. Gib mir ein Stündchen, Thin, dass ich dein Zimmer herrichten kann.“ – „Ist recht. Wir müssen sowieso noch was besorgen. Wir können beide etwas Glanz vertragen.“


Mit einem Will, der es überaus eilig hat, Mum Walkers taxierenden Blicken zu entkommen, trete ich wieder hinaus auf die Straße. „Glanz?“ Will ist augenscheinlich mehr als skeptisch. „Was verstehst du denn darunter? Und wo um alles in der Welt willst du HIER Glanz auftreiben?“ – „Oh… täusch dich mal nicht mein Bester. Hier gibt’s mehr Glanz als du für möglich hältst. Was ich meine ist, dass wir beide mal wieder was Hübsches zum Anziehen gebrauchen können.“ – „Wieso? Was ist falsch an unseren Kleidern?“ Mein Begleiter schaut an sich und seinen leicht schäbigen Klamotten herunter. „Nix. Ich mag dein Outfit… trotzdem könnte dir was mit etwas mehr Glanz nicht schaden. Das was du da anhast, ist irgendwie… unpiratig.“ – „Aber ich bin ja auch kein Pirat!“ *seufz* Die alte Leier mal wieder! „Auch der Sohn eines Piraten darf ruhig mal etwas glamouröser auftreten, Schnuffi.“


Lange Rede, kurzer Sinn… kurz darauf befinden wir uns auf der Suche nach der Werkstatt eines Schneiders, die um diese Zeit offen hat. Will hat keine Lust, schon wieder eins der niedrigen dunklen Häuser zu betreten, und zieht es vor draußen zu warten. So ganz hat er die Notwendigkeit der neuen Kleider wohl noch nicht verinnerlicht. Naja, das kommt noch. Nachdem ich schnell Kleidung für mich gefunden habe, frage ich den Schneider nach Sachen für Will. Nach einem prüfenden Blick durchs Fenster meint der Schneider: „Wenn ihr den Jungen meint, der da draußen vor meinem Laden gerade von der kleinen Dirne da abgeschleppt wird… für den hab ich was. Nagelneue Klamotten… noch nie getragen. Der Kerl, der sie bestellt hat, konnte sie leider nicht mehr abholen. Lässt der sich lynchen, bevor er bezahlt hat, der Schuft!“ Ja, ja, sehr schön. Dem langen Sermon über die Ungerechtigkeit der heutigen Welt höre ich nur mit halbem Ohr zu. Irgendetwas an dem, was er vorher gesagt hat, stört mich…

Dirne?? Abgeschleppt???? MOOOOMENT!!!

Wutentbrannt stürme ich nach draußen. „Zieh Leine, du Schlampe… der gehört zu mir!“ Beleidigt rafft sie ihre schmuddeligen Röcke und verschwindet fluchend. „Aber sie hat mich doch nur nach dem Weg gefragt…“ Mein William! *seufz* „Nach dem Weg? Süßer… ich frag dich auch gleich mal nach dem Weg!“ – „Aber du kennst doch… oh…“ Ja, genau… oh! *kopfschüttel* „Komm jetzt mal mit in den Laden, ich hab Klamotten für dich gefunden.“

Der Schneider hat mittlerweile die Kleidungsstücke herausgesucht, von denen er gesprochen hatte: einen langen schwarzen Mantel, ein weinrotes Hemd, eine schwarze Lederweste und eine dunkelgraubraune Hose. Schick! Doch! Der tote Kerl hatte Geschmack…

Nachdenklich betrachtet Will seine Neuerwerbungen. „Eigentlich würden da doch Stiefel gut dazu passen…“ Sieh da, der Junge hat Blut geleckt! *grins* Sowohl der unglückliche Blick auf seine ausgelatschten Schuhe mit den rutschenden Strümpfen als auch der treue Augenaufschlag um seinen Wunsch zu unterstreichen sind mal wieder waffenscheinpflichtig. Ich versuche, wenigstens ein bisschen Haltung zu bewahren. „Stiefel? Kannst du dir so was leisten?“ Noch während ich das sage, fällt mir der fatale Fehler in meiner Strategie auf. „Nein. Du weißt doch ganz genau, dass ich kein Geld habe, weil Beckett meine Werkstatt konfisziert hat.“ Oh nein! Jetzt guckt er wieder wie ein von allen verlassener todgeweihter Babyseehund! Da hab ich mir ja selbst eine volle Breitseite verpasst! Toll! Was mach ich bloß? „Äähm… ach so… ja… stimmt… das Aas!“ Ich stelle fest, dass ich zu nett bin für diese Welt und wir gehen Stiefel kaufen.

Zurück in unserem mittlerweile renovierten Zimmer finde ich, dass es Zeit zum Mittagessen ist. „Will! Schmeiß dich in die neuen Klamotten, wir gehen runter was essen.“ Der Gedanke, Mum Walker über den Weg zu laufen, scheint meinem Begleiter nicht zu behagen. „Müssen wir runter in die Gaststube? Hier ist es doch viel gemütlicher.“ – „Unsinn!“ Seufzend verschwindet er hinter dem Paravent während ich mir schon überlege, was ich essen soll.

„Meinst du, ich kann so gehen?“ Das klingt aber sehr zögernd! Ich drehe mich um und… mein Unterkiefer schlägt unsanft auf dem Boden auf. Wow! Ich wusste, dass die neuen Klamotten schick sind… aber so schick? Ich hole tief Luft und versuche, mir nichts anmerken zu lassen. „Weißt du, Will…“ *pieps* Verdammt, was ist denn mit meiner Stimme los!? *räusper* „Weißt du, Will… mir fällt da gerade ein… wir könnten doch genauso gut hier essen… ist doch viel gemütlicher…“ *scheinheiliges Grinsen* Wills Augenbrauen wandern steil nach oben. „Das hab ich doch eben selbst vorgeschlagen.“ – „Ja… weißt du… ich finde, du hast Recht…“ – „Soll ich die Sachen hier dann wieder ausziehen…?“ Ääääh… muss er mich das jetzt fragen??? „Naja…“ *nuschel* „…den Mantel vielleicht… und die Stiefel…?“ Seufzend fängt er an, sich aus dem Mantel zu schälen.

Hach ja…

...


...


...

„Was ist denn nun mit dem Essen, Thin?? Willst du unten Bescheid sagen, oder soll ich?“ Häh??? Essen?? Wasndas?? Äääh… oh… ja… da war was… „Äh… Essen… ja… nein, lass mal… ich geh schon.“ Wenn ich den in DEM Outfit allein in die Gaststube schicke, lassen ihn Mum Walker und ihre Mädchen in den nächsten fünf Jahren nicht mehr zurück!

Alles Ansichtssache

Am nächsten schon etwas fortgeschrittenen Morgen kommt Tortuga in Sicht. Schon aus der Ferne verbreitet das Hafenviertel… also die ganze Stadt… seinen ganz besonderen Charme. Ein freundlich gesinnter Betrachter würde die Hafenansicht zweifelsohne als pittoresk bezeichnen. Aber erst aus der Nähe zeigt die Stadt dem staunenden Besucher ihr ganz eigenes unverwechselbares Gesicht.

Einwurf von Will: „Wenn man zwielichtige Gestalten zwischen heruntergekommenen Hütten in Straßen mit knietiefem Dreck mag, in dem man nur vermeiden kann zu versinken, indem man auf die zahllosen Schnapsleichen tritt…“

„William, was bist du nur so negativ heute… mit dem falschen Fuß zuerst aus der Koje gepurzelt, was? Man könnte meinen, Tortuga hätte dir was zuleide getan.“ – „Mir? Ach nein! Bei meinem ersten Besuch wurde mein Leben verschachert und beim zweiten Mal wurde ich grundlos geohrfeigt… entschuldige, wenn sich mir der „besondere Charme“ dieser Stadt ein wenig entzieht.“
(Hab ich schon erwähnt, dass ich seinen Hang zur Dramatik mag? *grins*) – „Ach, Intziwintzi…!“

Ein laaaaanger Seitenblick…

„Was?“ *unschuldigguck* - „Musst du mich so nennen?“ – „Warum nicht?“ – „Du weißt doch gar nicht, was das heißt.“ – „Nö… du etwa?“ – „Nein… das ist es ja gerade.“ –„Aber ich finde das Wort klingt hübsch, Will… und es passt zu dir.“ – „Das kannst du doch gar nicht wissen, wenn du es nicht verstehst. Wenn es nun irgendetwas Unfreundliches bedeutet…“ Die Verzweiflung in seinem Blick ist mittlerweile echt. „Trotzdem ist das Wort hübsch.“ Ein tiefer Seufzer. „Ich wünschte, Jack hätte dir nie von den Pelegostos erzählt!“ – „Aber dann hätte ich doch nie dieses hübsche Wort gelernt.“ – „Eben!!“ – „Aber das wäre doch schade, Intz… Will.“

Tortuga? Tortuga!

Keine Arbeit und in Anbetracht des desolaten Zustandes unserer Verteidigung glücklicherweise auch keine anderen Schiffe. Unsere Reise verläuft herrlich ereignislos, morgen werden wir unser Ziel Tortuga erreichen, der letzte Abend an Bord des Käskahns und ich genieße wieder einmal einen weiteren Vorteil von Kapitänskajüten… Schwingkojen!! Viel gemütlicher als Hängematten!! *grins*

„Sag mal, Thin,… was wollen wir eigentlich in Tortuga?“ Wills Tonfall macht deutlich, dass ihn diese Frage schon eine ganze Weile beschäftigt. Ich warte auch schon eine ganze Weile darauf, dass sie kommt. „Will, mein Bester,… warum geht man nach Tortuga?“ – „Das will ich ja von dir wissen! …Man sucht jemanden??“ – „Hmm… ja… das wäre eine Möglichkeit, trifft aber in unserem Fall nicht zu. Warum geht man nach Tortuga, wenn man niemanden sucht?“ – „Das möchte ich auch gerne wissen.“, brummelt mein treuer Begleiter. „Och, Will, nun streng dich doch mal ein bisschen an!“ – „Na gut.“ *seufz* „Man geht nach Tortuga, weil man ein Schiff sucht??“ – „Ganz genau!“ Ich strahle Will an. Er scheint nicht ganz so erfreut zu sein. „Und welches Schiff suchen wir?“ – „Gar kein bestimmtes… irgendeins!“ Irgendwie wirkt meine Freude heute nicht ansteckend. Will ist gar nicht begeistert. „Du willst anheuern? Aber WARUM???“ – „Weils Spaß macht.“ Schweigen neben mir... es spricht Bände! Ich muss lachen. „DU würdest dich wohl lieber irgendwo niederlassen und Blümchen züchten, was?“ Selbst im Halbdunkel, das mittlerweile in der Kajüte herrscht, kann ich deutlich erkennen, dass er diese Idee gar nicht so übel findet. Lachend gebe ich ihm einen Schubs. „Dafür bist du doch noch viel zu jung, Mr. Turner! Gib's zu!“ Grinsend setzt er sich halb auf und versucht zurückzuschubsen… erreicht damit jedoch nur, dass die Koje ins Schwingen gerät und er das Gleichgewicht verliert. „Genau! Leg dich hin und schlaf endlich, bevor du uns hier noch beide herauskippst.“ Immerhin bekommt er es doch noch fertig, sich auf die Seite zu drehen und den Kopf auf die Hand zu stützen. „Gut… Tortuga… aber nur unter der Bedingung, dass ich diesmal nicht mit dem Schiff in die Luft gesprengt, irgendwelchen Göttern geopfert, aufgefressen oder sonst wie umgebracht werde!“ Ich sehe ihn schräg von der Seite an und verkneife mir die Bemerkung, dass in Anbetracht der Tatsache, dass wir unser Ziel morgen bereits erreicht haben werden, seine Erlaubnis ein wenig spät kommt. „William, du solltest dich mal reden hören… du klingst, als wärst du schon mindestens 10mal gestorben.“ – „Najaa…“ – „Ach, nun tu doch nicht so… ging doch bisher immer gut.“ – „Aber nur mit viel Glück…“ – „Ist doch egal womit… schlaf jetzt!“

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