Mehr Rum!!!!
Tortuga, dritter Tag
Ich eile schnellen Schrittes durch den Schankraum der Taverne, in dem sich um diese Tageszeit nur versoffenes Gesindel und dubiose Gestalten aufhalten.
Versoffen und dubios - gute Stichwörter. Wo zur Hölle steckt Jack?
Langsam aber sicher sollten wir machen, dass wir hier wegkommen. Wir sind schon den dritten Tag hier, die Navy ist noch immer hinter uns her, und aus dem Gespräch zweier alter Seebären am Hafen habe ich aufgeschnappt, dass sie - die Navy, nicht die Seebären - genau hierher unterwegs sind. Nach Tortuga. Und das ausgerechnet auch noch mit dem Flaggschiff und dem Admiral höchstselbst an Bord! Die fahren schwere Geschütze auf....
Naja, aber auch kein Wunder, wenn man bedenkt, dass wir ihnen ihr zweitbestes Schiff unter dem Hintern weggekapert haben. Bei dem Gedanken daran kann ich mir ein schadenfrohes Grinsen nicht verkneifen. Aber auch wenn wir alle Sicherheitsvorkehrungen getroffen haben....
Das Schiff liegt gut versteckt in einer kleinen Bucht etwa eine Stunde Fußmarsch von der Stadt entfernt (ich bin die Strecke ja inzwischen oft genug gelatscht), und die Twins sind als Wachen zurückgeblieben. Wir haben der Royal Fortune zwischenzeitlich einen neuen Anstrich verpaßt - dieses knallige Kanariengelb war nicht wirklich mein Geschmack - und ihr einen würdigeren Namen - Revenge - gegeben; aber die Navy wird ihr Schiff zweifellos wiedererkennen, denn es ist die einzige Fregatte dieser Größe, die in Tortuga vor Anker liegt. Ich habe Jack ja gleich gesagt, ein kleineres Schiff wäre vielleicht unauffälliger, aber Unauffälligkeit ist leider, genauso wie Bescheidenheit, keine Tugend meines Captains.
Seufzend sehe ich mich um. Wo steckt der Kerl nur?
Zuletzt habe ich ihn jedenfalls hier gesehen, obwohl er eigentlich woanders hätte sein sollen; am Hafen nämlich, um sich um unsere Mannschaft zu kümmern. Er besorgt die Mannschaft; ich den Rum. Ein fairer Deal. Zumal er doch mehr Ahnung hat als ich, was eine Crew und deren Können angeht, das gebe ich neidlos zu. Und ich so sicherstellen kann, dass der Rum diesmal garantiert länger reichen wird, noch dazu wo Jack (noch) nicht weiß, dass ich das Schloss am Rumkeller habe austauschen lassen und nur ich diesmal den Schlüssel besitze. Wieder kann ich mich nicht eines schadenfrohen Grinsens erwehren. Ich weiß genau, es wird Geschrei geben wenn er es rauskriegt. Aber dann sind wir schon weit draußen auf See...
In dem Moment sehe ich einen mir wohlbekannten Dreispitz aus einer Ecke kollern. Was TUT der denn da? Na, der Rest kann ja nicht weit sein. Und tatsächlich. Allerdings sieht der "Rest" auch wirklich so aus. Irgendwo muss es letzte Nacht wohl Rum umsonst gegeben haben. Seufzend versuche ich, Jack aufzuwecken, doch er dreht sich nur um und murmelt etwas, das für mich klingt wie "Nilleeis mit Rumsoße".
Was? frage ich verdutzt.
Was 'was'?, fragt Jack, inzwischen wach, zurück.
Du hast irgendwas von Vanilleeis...ach vergiß es. Haben wir eine Mannschaft?
Er nickt, nicht ohne sich gleichzeitig hochzustemmen, den Dreispitz aufzusetzen und wild mit den Händen zu gestikulieren. Manchmal frage ich mich, wie er das mit nur zwei Armen eigentlich schafft.
Alles tüchtige Männer..und Frauen, erklärt er mir und ist schon wieder halb aus der Taverne. Ich beeile mich ihm zu folgen, bevor der Wirt bemerkt, dass irgendjemand die Zeche von gestern vielleicht auch noch bezahlen sollte.
Und, können wir dann weiter? drängele ich.
Jack macht eines seiner typischen, unbeschreiblichen Geräusche, von denen niemand weiß, was genau sie nun heißen sollen. Fast so ähnlich wie Cotton's Papagei.
Mhjanein...also eigentlich sind wir komplett.
Eigentlich stört mich da nur dieses "eigentlich". Mit meinem untrüglichen Gespür dafür, wenn etwas faul ist, ahne ich: Irgendwas kommt noch.
Wir brauchen nur noch einen ersten Kanonier...
Das wäre anzuraten, entgegne ich augenrollend. Immerhin hat die Revenge 32 Kanonen und ich keine Ahnung von sowas.
Was? fragt Jack so unschuldig er nur kann. *Du* wolltest doch unbedingt so ein großes Schiff kapern.
Manchmal möchte ich ihn einfach nur über Bord werfen....
...aber keine Sorge, redet er einfach weiter munter drauflos, ignoriert gekonnt meinen Mörderblick und schwankt davon Richtung Hafen, so daß mir nichts weiter überbleibt als ihm nachzurennen.
Heut Nachmittag sind etliche neue Schiffe angekommen...Spanier, Franzosen, so ein Käsekahn aus Holland..genügend Passagiere an Bord, da finden wir vielleicht auch unseren Kanonier...
...und mehr Rum! flehe ich still.
Ich bin mir nämlich auf einmal nicht mehr so sicher, ob die Ladung, die ich bisher eingekauft habe, auch wirklich für mich reicht wenn Jack so weitermacht.
Ich eile schnellen Schrittes durch den Schankraum der Taverne, in dem sich um diese Tageszeit nur versoffenes Gesindel und dubiose Gestalten aufhalten.
Versoffen und dubios - gute Stichwörter. Wo zur Hölle steckt Jack?
Langsam aber sicher sollten wir machen, dass wir hier wegkommen. Wir sind schon den dritten Tag hier, die Navy ist noch immer hinter uns her, und aus dem Gespräch zweier alter Seebären am Hafen habe ich aufgeschnappt, dass sie - die Navy, nicht die Seebären - genau hierher unterwegs sind. Nach Tortuga. Und das ausgerechnet auch noch mit dem Flaggschiff und dem Admiral höchstselbst an Bord! Die fahren schwere Geschütze auf....
Naja, aber auch kein Wunder, wenn man bedenkt, dass wir ihnen ihr zweitbestes Schiff unter dem Hintern weggekapert haben. Bei dem Gedanken daran kann ich mir ein schadenfrohes Grinsen nicht verkneifen. Aber auch wenn wir alle Sicherheitsvorkehrungen getroffen haben....
Das Schiff liegt gut versteckt in einer kleinen Bucht etwa eine Stunde Fußmarsch von der Stadt entfernt (ich bin die Strecke ja inzwischen oft genug gelatscht), und die Twins sind als Wachen zurückgeblieben. Wir haben der Royal Fortune zwischenzeitlich einen neuen Anstrich verpaßt - dieses knallige Kanariengelb war nicht wirklich mein Geschmack - und ihr einen würdigeren Namen - Revenge - gegeben; aber die Navy wird ihr Schiff zweifellos wiedererkennen, denn es ist die einzige Fregatte dieser Größe, die in Tortuga vor Anker liegt. Ich habe Jack ja gleich gesagt, ein kleineres Schiff wäre vielleicht unauffälliger, aber Unauffälligkeit ist leider, genauso wie Bescheidenheit, keine Tugend meines Captains.
Seufzend sehe ich mich um. Wo steckt der Kerl nur?
Zuletzt habe ich ihn jedenfalls hier gesehen, obwohl er eigentlich woanders hätte sein sollen; am Hafen nämlich, um sich um unsere Mannschaft zu kümmern. Er besorgt die Mannschaft; ich den Rum. Ein fairer Deal. Zumal er doch mehr Ahnung hat als ich, was eine Crew und deren Können angeht, das gebe ich neidlos zu. Und ich so sicherstellen kann, dass der Rum diesmal garantiert länger reichen wird, noch dazu wo Jack (noch) nicht weiß, dass ich das Schloss am Rumkeller habe austauschen lassen und nur ich diesmal den Schlüssel besitze. Wieder kann ich mich nicht eines schadenfrohen Grinsens erwehren. Ich weiß genau, es wird Geschrei geben wenn er es rauskriegt. Aber dann sind wir schon weit draußen auf See...
In dem Moment sehe ich einen mir wohlbekannten Dreispitz aus einer Ecke kollern. Was TUT der denn da? Na, der Rest kann ja nicht weit sein. Und tatsächlich. Allerdings sieht der "Rest" auch wirklich so aus. Irgendwo muss es letzte Nacht wohl Rum umsonst gegeben haben. Seufzend versuche ich, Jack aufzuwecken, doch er dreht sich nur um und murmelt etwas, das für mich klingt wie "Nilleeis mit Rumsoße".
Was? frage ich verdutzt.
Was 'was'?, fragt Jack, inzwischen wach, zurück.
Du hast irgendwas von Vanilleeis...ach vergiß es. Haben wir eine Mannschaft?
Er nickt, nicht ohne sich gleichzeitig hochzustemmen, den Dreispitz aufzusetzen und wild mit den Händen zu gestikulieren. Manchmal frage ich mich, wie er das mit nur zwei Armen eigentlich schafft.
Alles tüchtige Männer..und Frauen, erklärt er mir und ist schon wieder halb aus der Taverne. Ich beeile mich ihm zu folgen, bevor der Wirt bemerkt, dass irgendjemand die Zeche von gestern vielleicht auch noch bezahlen sollte.
Und, können wir dann weiter? drängele ich.
Jack macht eines seiner typischen, unbeschreiblichen Geräusche, von denen niemand weiß, was genau sie nun heißen sollen. Fast so ähnlich wie Cotton's Papagei.
Mhjanein...also eigentlich sind wir komplett.
Eigentlich stört mich da nur dieses "eigentlich". Mit meinem untrüglichen Gespür dafür, wenn etwas faul ist, ahne ich: Irgendwas kommt noch.
Wir brauchen nur noch einen ersten Kanonier...
Das wäre anzuraten, entgegne ich augenrollend. Immerhin hat die Revenge 32 Kanonen und ich keine Ahnung von sowas.
Was? fragt Jack so unschuldig er nur kann. *Du* wolltest doch unbedingt so ein großes Schiff kapern.
Manchmal möchte ich ihn einfach nur über Bord werfen....
...aber keine Sorge, redet er einfach weiter munter drauflos, ignoriert gekonnt meinen Mörderblick und schwankt davon Richtung Hafen, so daß mir nichts weiter überbleibt als ihm nachzurennen.
Heut Nachmittag sind etliche neue Schiffe angekommen...Spanier, Franzosen, so ein Käsekahn aus Holland..genügend Passagiere an Bord, da finden wir vielleicht auch unseren Kanonier...
...und mehr Rum! flehe ich still.
Ich bin mir nämlich auf einmal nicht mehr so sicher, ob die Ladung, die ich bisher eingekauft habe, auch wirklich für mich reicht wenn Jack so weitermacht.
by: Ehdi - at: 23. Jun, 17:21 - in: Ehdi