Falsch abgebogen!

Die Pest über Shipwreck Cove! Dieses unsägliche Durcheinander aus wurmzerfressenen, abgewrackten Seelenverkäufern gehörte auf den tiefsten Grund des Meeres, jawohl! Wie sollte ein ehrlicher Seemann da den richtigen Kurs finden? Noch dazu mit diesem unsäglichen Paket! Er hatte es aufgegeben, sich damit durch das dämmrige Gewirr von Kisten, Kästen, Fässern, Truhen, Ballen und Tauen fädeln zu wollen. Dieses Fass hier war recht gemütlich und inmitten von Teagues Rumvorräten fühlte er sich auch alles andere als einsam.

Er sah auf, als sich Schritte die Treppe herunter näherten. Sein Gesicht hellte sich auf, als er sah, wer da ankam.

„Jackie…“

Aber warum blieb der Kleine wie angewurzelt stehen? Bootstrap sah an sich herunter. Er hatte doch extra für diesen feierlichen Anlass sein bestes Hemd angezogen, das mit dem… Muster. pirprem8
Nun ja… vielleicht machte ihn der Mantel etwas unförmig. War ja auch kein Wunder, da er damit das Geschenk zu verdecken versuchte. Er musste den Jungen irgendwie ablenken.

„Du siehst gut aus, Jack…“

Fünfzehn Jackies, yo ho!

"....erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier..."

*hüpf*

"...dann steht der Papa in der Tür...."

*hüpfhüpf*

Jackie? Du sollst für Mama Rum aus dem Keller holen und nicht hier Himmel und Hölle spielen! - Aye! Weiß' schon! *hüpf* Jackie...! - Ja...doch! Guckt mal, da steht Onkel Hector...der sieht immer lustig aus, findet ihr nich? - Du sollst Dich nicht immer über Onkel Hector lustig machen! - Aber er hat doch so lustige Hosen! *hüpf* - Wisst ihr was? Wir machen eine tolle Party im Keller! - Nur wir drei? - Au ja, und die anderen sind alle nicht eingeladen!

***********

Verwirrt sahen Sao Feng und Barbossa der kleinen Vogelscheuche nach, die da soeben vorbeigehüpft war.

Jackie spielte anscheinend auf den unterschiedlich gemusterten Decksplanken eine Art Hüpfspiel - an und für sich ja nichts schlimmes, aber....

"Mit whem 'edet dea Junge nuh immea?"
"Keine Ahnung, Sao Feng...manchmal hab' ich den Eindruck, der Kleine sieht irgendwelche Gespenster", seufzte Barbossa.

**************

Jackie hatte die Treppe erreicht, die zum Keller führte, und hangelte sich die Laterne von einem Nagel, der für seine Größe mal wieder viel zu weit oben angebracht war. Aus den Taschen seiner zu großen Weste, die ihm bis zu den Knien reichte, fingerte er ein Spanholz.

Manchmal machte der Habitus, alles aufzuklauben und irgendwo an seiner Person zu verstauen, sich auch nützlich bemerkbar.

Mit der entzündeten Laterne stapfte der Kleine tapfer die Treppe in den dunklen Keller hinab. Der kleine, zu große graubraune Mantel mit den großen Metallknöpfen schleppte dabei über jede Stufe hinter ihm her, und die Knöpfe erzeugten ein rhythmisches plonk - plonk - plonk auf den hölzernen Bohlen.

Jackie hatte keine Angst vor dem dunklen Keller. Wieso sollte er? Er war ja immerhin nicht allein. Auf jeder Schulter saß noch ein Jackie im Miniaturformat; und es gab da noch ein paar andere...

Für die Außenwelt sah das so aus, als führe der Kleine Selbstgespräche, aber Jackie wusste es natürlich besser.

"Fünfzehn Mann auf des toten Manns Kiste! Yo ho...", sangen sie zu dritt, und hüpften fröhlich die Stufen hinab.

Jackie hängte die Laterne an den Pfosten in der Mitte des Kellers. Über Taurollen und anderen Krempel arbeitete er sich in den hinteren Teil. Dort hinten in der Ecke lagerte der beste Rum...der, den Mama für ihre ureigenste Spezialität benutzte. Jackie zog eine Flasche aus dem Regal....

"Jackie...."

Der Kleine hielt inne. Das war aber keiner von seinen Spielkameraden. Wo kam die Stimme her?

Jackie wurde bleich und umklammerte die Rumflasche, als im flackernden Licht der Laterne sich an den Schiffsplanken der Schatten einer Gestalt abzeichnete....

Mamas Kochkünste

Mama Sparrow kochte… nicht nur das Essen, sondern auch selbst auf kleiner Flamme. Diese Männer! Nichts Vernünftiges brachten sie zustande! Wenn sie nicht an alles selber dachte! Teague würde bestimmt wieder ewig mit dem Baum herumspielen, bevor er sich dann unter einem fadenscheinigen Vorwand mit seinen Saufkumpanen und mehreren Flaschen Hochprozentigem ins stille Kämmerlein zurückziehen würde, um „Dinge von großer strategischer Tragweite zu besprechen“, wie er es nannte. Ha! Er und sprechen… als ob er es über sich brächte mehr als drei Worte aus seinem Bart zu brummeln.

Mama Sparrow fielen im Gegensatz dazu noch seeehr viel mehr Worte ein zu diesem Thema. Aufgekratzt hantierte sie in der Küche herum.

*schmatzschmatz*

„Jackie! Verflixt noch eins… was TUST du denn da?!?“
Beinahe wäre sie über die Hauptperson des Tages gestolpert. Der Junge hatte aber auch ein seltenes Talent, immer da aufzutauchen, wo man nicht mit ihm rechnete!

*schmatz*

"'mach'ssn du da??"

Mama Sparrow verdrehte die Augen. Wo war Gibbs, wenn man ihn brauchte? Und… verdammt! Fast hätte sie das Wichtigste für ihren kleinen Liebling vergessen!

*schmatzschmatz*

„Jackie… tu Mama einen Gefallen, ja?!“

*schmatzschmatz*

Der Dreispitz nickte. „Wasn?“ - „Geh in den Keller und hol mir die Flasche von dem Rum, den ich immer zum Kochen nehme, ja?“

Der Dreispitz nickte wieder und wollte davonflitzen, aber Mama Sparrow die ihren Sohn besser kannte als jeder andere griff blitzschnell zu und erwischte gerade noch den Kragen des viel zu großen Mantels. „Und nicht wieder naschen! Ich brauch den Rum für deine Lieblingssoße nachher zum Eis! Und auch nicht an den anderen Flaschen naschen, hörst du?!“ Jackies wortgetreue Auslegung von gegebenen Versprechen war fast so legendär wie die Barbossas und ein Geburtstagskind, das schon vor der Bescherung sturzbesoffen war, wäre wahrhaftig eine schöne Bescherung!

...die Tor macht weit, es lebe hoch die Trunkenheit!

Beim ersten Poltern an der Tür war Jackie, der zu dem Zeitpunkt bei Mama in der Küche auf dem Tisch saß und an dem neuen Lutscher nuckelte, aufgesprungen und Richtung Tür gerast, nicht ohne dabei noch für gediegene Unordnung auf dem Küchentisch zu sorgen.

Mama keifte ihm etwas nach, das der Kleine aber schon gar nicht mehr hörte.

An Gibbs vorbei, der sich redlich bemühte, mit den schwierigen Gästen fertig zu werden, sprang Jackie wahllos dem ersten der drei entgegen, warf ihn fast um und klammerte sich an dessen Bein.

Es erwischte…

„Onkel Hector!!!“


Käptn Barbossa sah alles andere als erfreut aus, überspielte das jedoch angesichts von Sao Fengs leicht schadenfroher Miene. Er zwang sich zu dem, was er als gönnerhaftes Lächeln empfand und widmete seine Aufmerksamkeit dem Klotz an seinem Bein.

„Na, Du Beng ..mein lieber Junge“
, tätschelte er den kleinen Dreispitz. „Bist Du auch schön brav gewesen?“

Jackie sah zu ihm hoch – ohne das Hosenbein auszulassen – und antwortete freudestrahlend: „Nein!“

Noch bevor Barbossa zu einer Antwort ansetzen konnte, trat Sao Feng heran und sagte mit süffisantem Grinsen, welches eher seinem Rivalen denn Jackie zu gelten schien: „So ist’s ‘echt. Fhüh übt sich was ain ohdentlicha Pihat weadan will“.

„Onkel Feng!!“
rief Jackie und mit einem Schwung, der Hector beinahe die Beinkleider eine Etage tiefer befördert hätte, riß Jackie sich von Barbossas Hosen los und klammerte sich nun an den Zipfel der weiten Gewänder des Asiaten.

Barbossa ärgerte das ein wenig. "Onkel" Feng war lediglich ein über die Cousine von Captain Teagues Großnichte angeheirateter Schwippverwandter, während er, Hector Barbossa, immerhin der Sohn des Vetters zweiten Grades von Teagues Vater war.

In welchem Verhältnis Tia Dalma zur Familie stand wußte dagegen keiner so recht, es wagte jedoch auch aus offensichtlichen Gründen niemand, dies genauer zu hinterfragen. Und so traten die beiden Captains beiseite, als sich die dunkelhäutige Zauberin jetzt den Weg in den Vordergrund bahnte.

"Jaaackie, Jaaackie, mein großär Jungäh...""Tante Dalma!"
Und schon kamen Tia Dalmas Knie in den Genuß einer herzhaften Klein-Jackie-Umarmung. Glücklicherweise war sie nicht die Art Frau, die sich großartig über klebrige Lutscherspuren auf ihrem Kleid beschwert hätte.

"Meinedamundherrn...", mischte Gibbs sich, weniger energisch als geplant, in das traute Familienwiedersehen. "Wenn Ihr Euch dann nach nebenan begeben wollt um die Geschenke unter den Baum zu legen..."

********************************

Im Nebenzimmer war Captain Teague mit seinem Ständer beschäftigt. Der wollte nicht so, wie Teague wollte, und immer wenn es gerade soweit zu sein schien, ging irgendetwas schief. Der Lärm aus dem Nebenraum und Mamas Gekeife aus der Küche machten seine Konzentration in der Sache dann komplett zunichte.

Mamas Nudelholz hatte schließlich doch die Oberhand über Papas Gitarre gewonnen, so dass Teague widerwillig den alljährlichen Kampf mit dem Weihnachtsbaum und dem zugehörigen Baumständer aufgenommen hatte. Und eben jener hinderte ihn gerade massivst daran, den Baum in eine einigermaßen vertikale Lage zu befördern.

Das verflixte Einstielen des vermaledeiten Baumes brachte das Sparrow'sche Familienoberhaupt mal wieder an die Grenzen der nervlichen Belastbarkeit, welche es zu sprengen bekanntermaßen ohnehin nicht viel bedurfte. Am liebsten hätte Teague den Baum sowieso einfach umgeschossen, aber der Gedanke an Mamas Nudelholz und, schlimmer noch, an das garantierte Gebrüll des Sohnemanns, ließ ihn für diesmal den Griff zur Pistole vergessen.

In diesem Unsinnskonstrukt wollte der @§"&$/&Z Strauch einfach nicht halten; der Baum stand entweder schief oder kippte gleich mit Schmackes um. Der Baumstiel war sowieso mal wieder zu dick, musste erst mühsam zurechtgeschnitzt werden, wobei jede Sägebewegung zu Nadel- und Lustverlust am Fest führte. Die Finger klebten sich mit Harz voll, die jämmerlichen Schrauben bohrten sich zwar ins nasse Holz, hielten aber nix.
Die Chose kippte, somit auch die Stimmung. Friede auf Erden? Von wegen! Lust? Jau! Aber auf Frau und Kind verkloppen.

Teague nahm einen tiefen Schluck aus der Rumflasche....

Macht hoch die Tür…

Wenig später klopfte… nein polterte es an die Tür.

„TEAGUE!!! Deine verdammten Gäste sind da! Willst du sie nicht wenigstens mal begrüßen??“

Ungerührtes Gitarrengeklimper war die Antwort.

„TEAGUE! Und dekoriert ist auch noch nichts!“

Das Gitarrengeklimper zeigte sich ebenso unbeeindruckt wie desinteressiert. Mama Sparrow besann sich eines Besseren.

„GIBBS!!“

Der Genannte zuckte innerlich zusammen und rieb sich seine äußerliche Beule.

„Joshamee Gibbs! Du solltest doch den Tisch decken! Warum ist hier noch nichts passiert?“ - „A-aber, M‘am, ich sollte doch auf den Kleinen aufpassen!“ - „Was du auch nicht getan hast, oder?“, keifte es aus der Küche zurück. Falsche Antwort, Joshamee… ganz falsche Verteidigung!! Gibbs zog den Kopf in Erwartung eines weiteren Donnerwetters noch tiefer zwischen die Schultern. „Warum könnt ihr Männer nie mehr als eine Sache gleichzeitig machen?? Jetzt mach wenigstens die Tür auf, oder sollen unsere Gäste da draußen anwachsen?“

Die Gitarre klimperte.

Gibbs schlich geknickt zur Tür und bekam den Rest folgenden Gesprächs von draußen zu hören: „Aye! Gold ist ein viel besseres Geschenk! Mit Gold kann man alles kaufen… auch euer komisches Zeug da! Arrr!“ - „Aba Waihhauch belebt den Gaist!“ - „Ach was, Weihrauch! Um den Geist zu beleben gibt es doch das hier!“

Gibbs öffnete die Tür und sah gerade noch, wie Kapitän Barbossa eine Flasche Calvados vor Kapitän Sao Fengs leicht beleidigte Miene hielt, die sich daraufhin schlagartig aufhellte. Durch das Geräusch der sich öffnenden Tür unterbrochen, wandte sich Barbossa mit seinem scheinheiligsten Haifischgrinsen um. Gibbs schüttelte es innerlich.

„Willkommen in Shipwreck Cove!“, murmelte er und ersparte sich durch das Weglassen jeder Anrede die Schwierigkeit, wer von den beiden nun zuerst zu begrüßen war. Gibbs war stolz auf diesen Schachzug, sah jedoch bereits Unheil nahen, als sich beide Kapitäne nun unter den Worten „Waihauch!“ - „Gold! Arrr!“ auf den Bruchteil einer Sekunde genau gleichzeitig in Richtung Tür in Bewegung setzten. Er hielt bereits in Erwartung neuen Streits den Atem an, als eine weitere Stimme ertönte: „Gold! Weihrauch! Hah… daas `ier iist äs, waas aam bästän iist!“

So synchron wie die beiden Kapitäne eben noch auf die Tür zugesteuert waren, drehten sie sich nun um. Tia Dalma stand vor ihnen und tätschelte triumphierend ein großes Glasgefäß in ihren Händen. Misstrauisch musterte Barbossa ihr Mitbringsel von oben herab. „Was soll das sein? Ein Glas voll Dreck?“ - „Schnickschnack!“, Tia wirkte leicht erbost. „Daas iist Myrrhäh!“ - „Was ist Myrrhe?“ - „Daas `ier!“ Barbossa rollte genervt mit den Augen. „Ich weiß! Aber was soll das sein… Myrrhe?“ Tia lächelte ihr immer leicht irr wirkendes Lächeln. „Myrrhäh iist ain aaltes Hailmittel aus däm Mittelaltär, von däm `eute kainärr mehrr waiß, was es iist.“, verkündete die Zauberin. „Aber wenn keiner weiß, was es ist, woher könnt Ihr wissen, dass das da Myrrhe ist?“, wagte Gibbs einzuwenden. „Soll ich es wiedärr mitnähmen?“ - „Nein, nein!“, hastig wehrte Gibbs ab, der ein neues Donnerwetter von Mama Sparrow auf sich zukommen sah, wenn er ihre Gäste vergraulte. Tia Dalmas zuvor schon leicht beleidigt wirkendes Gesicht hellte sich auf. „Dann iist es Myrrhäh!“, verkündete sie strahlend. Synchron setzten die drei Gäste sich in Richtung auf die Tür in Bewegung. Gibbs hielt den Atem an… das konnte nicht gut gehen! Kurz vor der Kollision hielt Barbossa inne. „Moment!“ Tia Dalma und Sao Feng sahen ihn verwirrt an. Mit einer Verbeugung trat Hector Barbossa beiseite. „Ladies first! Nach euch Tia Dalma! Wer würde Euch schon gerne den Rücken zukehren. Aber um das zu bemerken fehlt Euch mein Sinn für Anstand und meine barmherzige Natur, Sao Feng.“ Gibbs korrigierte sich innerlich. Das vorhin war nicht Barbossas scheinheiligstes Haifischgrinsen gewesen… DAS hier war es!

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