Auf der HMS Executor nach Tortuga

Drei Tage auf See mit diesen verbohrten britischen Offizieren. Ich verdrehe die Augen, wenn ich nur daran denke. Mylady hier und Mylady da. *seufz*

Wieso scheinen Männer eigentlich immer der Ansicht, eine Frau würde bei der kleinsten Tätigkeit, die sie mal selbst ausführen muß, zusammenbrechen oder auseinanderfallen?
Wahrscheinlich sind sogar noch meine Geschlechtsgenossinnen schuld daran, die nichts Besseres zu tun haben, als sich den ganzen Tag von irgendwelchen Galanen hofieren zu lassen und jedes Quentchen an Arbeit den Bediensteten aufzuhalsen...
Ist ja manchmal auch ganz nett, aber deshalb zu akzeptieren, daß es anders gar nicht geht? Was für ein Trugschluss.

So habe ich die letzten Tage damit verbracht gegen die Borniertheit der Offiziere an Bord anzutreten.
Schon am zweiten Tag hatte ich meine Kleider im Schrank gelassen und mich mit Hose und einem einfachen Hemd bekleidet.

Na, DIE Gesichter hättet ihr sehen sollen... in den Mündern hätten ganze Dreimaster vor Anker gehen können.
Als ich mich dann auch noch wagte, mit den einfachen Crewman zu reden... da befürchtete ich ja schon fast, den ein oder anderen würde der Schlag treffen. Aber damit immer noch nicht genug (ich kanns halt einfach nicht lassen ;-)). Ich fing an, das ganze Schiff zu erkunden, ließ mir von den Matrosen alles zeigen, was mein Interesse weckte, und kletterte sogar in der Takelage herum.
Das währenddessen keiner der Offiziere vor Verzweiflung freiwillig über Bord sprang, erscheint mir fast wie ein Wunder *kicher*

Als ich mit dem Admiral zu Abend aß (wieder korrekt im Kleid und ganz "anständig"), durfte ich mir dann auch noch dessen Standpauke anhören. Wortreich legte er mir dar, warum das, was ich den Tag über so getrieben hatte, ein unmögliches Verhalten war und daß ich das doch gefälligst in Zukunft zu unterlassen hätte.
Nachdem ich mehrfach vergeblich versucht hatte, ihm meinen Standpunkt klarzumachen, gab ich es schließlich auf, ihm des lieben Friedens willen Recht und mir die Gelegenheit, für den Rest des Abends ein wenig zu flirten.
So führten wir denn eine gepflegte Konversation über „zivilisierte“ Themen… *schnaub*
Wie viel Korrektheit kann eigentlich EIN Mann in einer einzigen Person vereinen???

Na, der Abend hielt mich jedenfalls nicht davon ab, am nächsten Morgen mein Kleid wieder hängen zu lassen, wo es ist, und mich, wieder mit ungeziehmender Kleidung ;-), unter die Mannschaft zu mischen, noch bevor die Offiziere (von den Diensthabenden mal abgesehen) überhaupt aus den Kojen gefunden haben *g*
Ja, ich hatte schon immer einen Dickschädel…

Als der Admiral an Deck erscheint, entlockt sein Gesichtsausdruck mir ein helles Lachen. Sein Blick läßt mich jedoch schnell wieder verstummen. Diesmal habe ich ihn offensichtlich ernsthaft verärgert.
Zerknirscht verabschiede ich mich von meinen neuen Freunden und kehre zurück in meine Kajüte, wo ich mich dann auch brav „manierlich“ herrichte.
Zumindest so viel ist mir klar… eine offene Befehlsverweigerung (ok, ich bin kein Mannschaftsmitglied und konnte mir als Frau schon ein bisschen Extravaganz leisten (und einen Befehl habe ich ja auch nicht bekommen ;-))) kommt nicht in Frage.

Am Nachmittag nähern wir uns unserem Ziel. Aber direkt nach Tortuga zu segeln kommt wohl kaum in Frage. Das Sinnvollste scheint es zu sein, jemanden in Verkleidung in das Piratennest zu schicken, um in Erfahrung zu bringen, was wir wissen müssen.
Doch wer soll diese Aufgabe übernehmen?
So, wie ich die Offiziere kennen gelernt habe, würde man sie auch in der besten Tarnung auf drei Meilen gegen den Wind als das erkennen, was sie sind. Und jemanden aus der Mannschaft zu schicken ist wohl kaum eine gute Idee. Schließlich wollen wir den Piraten ja nicht auch noch Zuwachs verschaffen ;-)

Also präsentiere ich die einzig brauchbare Lösung des Problems: „Schickt mich!“

Na… da hätte der Admiral doch fast seine korrekte Haltung verloren *g*
Unter vier Augen macht er mir dann sehr wortreich klar, was er von meinem Vorschlag hält. Davon lasse ich mich allerdings nicht einschüchtern und nutze die Gelegenheit, daß keine seiner Leute in der Nähe sind. Eine Viertelstunde später habe ich ihn um den Finger gewickelt und meinen Kopf durchgesetzt *breit grinz*
Er könnte doch niemals einer Dame einen Wunsch abschlagen :-)

So mache ich mich denn daran, eines meiner Kleider zu einer brauchbaren Verkleidung umzuarbeiten. Hier ein bisschen abwetzen, dort etwas kaputt machen und zum Schluß alles mit einer ordentlichen Portion Dreck versehen…
Mit meiner Arbeit zufrieden (ich habe sogar daran gedacht, mir etwas Dreck unter die Fingernägel zu praktizieren und ein paar davon abzubrechen *g*) werde ich schließlich an Land gesetzt.
Der Weg ist zwar ungewohnt weit zu Laufen, aber ich erreiche das Piratennest bei Einbruch der Dämmerung endlich und mache mich auf die Suche nach Informationen und Jack Sparrow…

Alte Bekannte

Tortuga, immer noch Mum Walker’s Inn, immer noch später Abend

„Oh, nein!!“

Ich bin gerade mit meinem Abendessen beschäftigt, so dass ich meine Umgebung hauptsächlich akustisch wahrnehme. Aus diesem Grund entzieht sich mir zunächst auch der Grund für die Verzweiflung meines Begleiters. „Wasn? Haste dein neues Hemd vollgekleckert?“, quetsche ich zwischen zwei (leckeren!!) Bissen hervor. „Nein! Jack!“ – „Häh? Jack hat dein Hemd vollgekleckert?? Wie soll er denn das gemacht haben… er ist doch gar nicht hier?!“ – „Doch!“ Der immer noch verzweifelte Tonfall, lässt mich nun doch aufsehen. Ich folge Wills entgeistertem Blick bis zu seinem Auslöser.

Eine mir wohlvertraute Gestalt beginnt sofort mein Gesichtsfeld zu dominieren. Eine Gestalt, bei der wie immer nicht klar ist, ob sie sich mit den schlingernden Beinen oder den wedelnden Armen fortbewegt. Wahrscheinlich ein wenig von beidem. Jack Sparrow… Verzeihung… Captn Jack Sparrow!

Unauffällig lasse ich meine linke Hand unter den Tisch auf Wills Knie wandern. Das Gesicht meines Freundes ist immer noch relativ unbelastet von jeglicher Begeisterung über die unerwartete Gesellschaft. Mach jetzt nix Blödes, mein Süßer! Eigentlich dürften wir beide nicht überrascht sein, Sparrow hier zu treffen… schließlich ist Tortuga sein Stammrevier… aber wie das so ist… Jacks unerwartete Auftritte sind nun mal so etwas wie sein Markenzeichen. Bei seinen wie immer taktvollen Begrüßungsworten verdrehe ich innerlich die Augen. Großartig, Jack! Ich werfe Will einen warnenden Blick zu während ein Schulterklopfen des Käptns mich fast in Augenkontakt mit meinem Essen bringt.

Erst als Jack sich auf den freien Stuhl neben mich fläzt… ungefragt, natürlich… und seine ausladenden Handbewegungen kurzfristig durch zwei ergriffene Becher Rum leicht eingeschränkt werden… nicht einmal Jack Sparrow würde einen guten Tropfen durch eine unbedachte Bewegung gefährden… sehe ich, dass er nicht alleine ist.

„Ehdi! Jack! Dasselbe könnte ich euch fragen!“, begrüße ich die beiden gutgelaunt nachdem ich mich von meiner anfänglichen Überraschung halbwegs erholt habe. „Wir…“ – „Wir essen gerade.“, fällt mir Will ein wenig kühler ins Wort und ich merke, wie er unter dem Tisch nach meiner Hand greift. Diesmal kommt der warnende Blick aus seiner Richtung. Ich lasse mich von seinem noch immer spärlichen Enthusiasmus nicht beeindrucken und setze fröhlich die angefangene Konversation fort: „Welche launische Brise hat euch denn hierher verschlagen?“

Yo ho, ne Buddel voll Rum....und was zu Essen!!!!

Tortuga, dritter Tag, später Abend

Komm schon, lass uns was essen gehen! Ich hab Hunger!

Mein Tonfall ist vielleicht wirklich einen *Tick* nörgelig, aber im Moment ist mir das auch herzlich wurscht. Ich habe mehr oder weniger den ganzen Nachmittag und Abend damit verbracht, hinter Jack herzurennen; halblauten, gemauschelten Konversationen in mir zumeist unverständlichem Seemannskauderwelsch mit irgendwelchen zwielichtigen Subjekten mit anzuhören (und mich dabei tödlich zu langweilen, das nur nebenbei bemerkt) und zuzusehen, wie Jack eine Buddel Rum um die andere alle macht, ohne dabei wesentlich betrunkener zu werden als er ohnehin schon ist.

*RIESENSEUFZER*

Mindestens der siebenundvierzigste an diesem Tag. Ich wiederhole mit Nachdruck, was ich zuvor schon gesagt habe, und ziehe dabei recht unsanft an seinem Hemdsärmel, was Jack aus vollem Lauf eine Kurve um 360° und die Ärmelnaht ein weniger schönes Geräusch à la "Fatz!!" beschreiben lässt. Dem darauf folgenden Henkersblick begegne ich nach bester Jack-Manier mit.....

"Oh".

Und bevor er zu einer Antwort *darauf* ansetzen kann, falle ich ihm prophylaktisch schon mal ins Wort: Wie auch immer. Ich habe Hunger, also lass uns endlich was essen. Kanoniere kannst Du doch auch nachher noch suchen. Du weißt, was passiert, wenn ich Hunger habe und nix kriege...

Ich schiebe ihn in die Richtung der nächstbesten Taverne (die Einzige, in der wir heute noch nicht die Zeche geprellt haben, insofern ist unsere Auswahl diesbezüglich eh...*hüstel* limitiert) und deute auf die Tür.

Is ja gut, is ja gut. streicht er die Segel. Also was Essen. Und mal sehen, vielleicht finden wir ja hier einen geeigneten Kandidaten. Nur eins - schwungvoll dreht er sich um und wirft mich dabei fast über den Haufen. Lass *mich* das Reden übernehmen!

Als ob ich irgendeine andere Wahl hätte... *smirk*

Und wieder einmal erlebe ich, wie eitel eigentlich Männer sein können, denn bevor wir endlich - endlich! - die Spelunke betreten, wird noch einmal der Dreispitz zurechtgerückt, der Schnurrbart in Form gezwirbelt und - trotz der Affenhitze - der Mantel angelegt. Na gut, Letzteres vielleicht auch, um den halb abgerissenen Hemdsärmel zu verstecken. Wie auch immer....

Jack betritt, schwungvoll wie immer, die Kneipe; durchquert die Gaststube zur Hälfte - ich dackele hinterdrein und bremse fast mit der Nase auf seinem Rücken, als er unvermittelt einfach stehen bleibt.

Was ist denn nun schon wieder?? Ich sehe meine Mahlzeit wieder mal in weite Ferne rücken, da setzt er sich in Bewegung und steuert auf einen Tisch in der hintersten Ecke zu, nicht ohne enthusiastisch mit den Händen zu wedeln, wobei ihm ein paar der Kellnerinnen samt vollbeladenem Tablett gerade noch rechtzeitig ausweichen können.

Na sowas! begrüßt er die beiden Personen am Tisch. IHR hier?!
Endlich sehe ich auch, wer da sitzt. Sieh einer an. Zwei bekannte Gesichter!

Thin!! Und...Intziwintzi!!! verkündet Jack in seiner unnachahmlichen Art; ignoriert dabei Wills leicht geschmerzten Blick und haut Thin kräftig auf die Schulter.

Dann hat er sich schon - wie immer ohne zu fragen - mit an den Tisch gesetzt und bietet mir jetzt großzügig an, ebenfalls Platz zu nehmen (was ich auch, ebenfalls ohne zu fragen, tue. Ich bin müde und hungrig und nicht sonderlich guter Laune). Innerhalb weniger Sekunden stehen zwei Becher Rum vor uns, die er entweder einer der Schankkellnerinnen vom Tablett geklaut, oder aber einfach hergehext hat.

Na ihr zwei Hübschen....dann erzählt doch mal, was... treibt...ihr denn hier so? fragt Jack, leert seinen Becher in einem Zug, knallt ihn auf die Tischplatte und grinst unsere beiden immer noch sprachlosen Gegenüber mit seinem besten Sonntagsgrinsen an.

Will guckt immer noch geschmerzt. Das kann ja heiter werden...

Schiff gesucht

Tortuga, Mum Walker’s Inn, Abend

*schnurr*
„Intziwintzi.“ *schnurr* Ich versuche es mit etwas mehr Nachdruck. „Wihill!“ – „Mhm…?“ – „Die zunehmende Dunkelheit verrät meinem untrüglichen Spürsinn, dass es Abend wird.“ – „Scharf kombiniert… na und?“ – „Wir sollten mal runter in die Gaststube gehen. So langsam dürften sich da vielleicht Leute eingefunden haben, die uns anheuern.“ – „Ooooch… es ist doch aber gerade so gemütlich hier.“ Finde ich ja ganz entschieden auch, aber… „Willst du vielleicht für den Rest deines Lebens hier auf Tortuga bleiben?“ – „Ich beginne gerade, mich mit dem Gedanken anzufreunden.“ *schnurr* Das Grinsen kannst du dir sparen… und hör auf zu schnurren! Dasja anstrengend! *seufz* „Weißt du, Will, mit dieser Einstellung gegenüber ehrlicher Arbeit wirst du es als Pirat noch weit bringen.“ – „Meinetwegen…“ Was?! Er reagiert doch sonst immer sofort, wenn man ihm unterstellt, Pirat zu sein. „Außerdem… was hat Piraterie mit ehrlicher Arbeit zu tun?“ Ich wusste doch, man kann sich auf ihn verlassen! *grins* „Ist doch ganz klar… in dem Moment, in dem die schwarze Flagge gehisst wird, ist es ehrliche Arbeit… wir machen doch ganz ehrlich unsere Absicht sie zu entern deutlich.“ – „Hmm… bestechende Logik!“ – „Danke… können wir jetzt nach unten gehen?“ – „Muss das sein? Es ist hier so gemütlich.“ – „William, unser Gespräch beginnt sich im Kreis zu drehen!“ – „Egal…“ Der macht mich fertig! *seufz* „Sieh es doch mal so… wenn wir ein Schiff der EITC kapern würden, würdest du gewissermaßen gar nicht Piraterie betreiben, sondern Lord Beckett bloß deinen Verdienstausfall, der dir aus der Stilllegung deiner Werkstatt entstanden ist, in Rechnung stellen.“ Will verschluckt sich an einem Lachanfall. „Gute Idee! Du gibst wohl nie auf?“ Mein Grinsen ließe sich ohne Probleme am Hinterkopf zusammenbinden. „Nö. Hast du ein Problem damit, Süßer?“

Einige Zeit später tauchen wir in der Gaststube auf. Mittlerweile betonen einige brennende Kerzen auf den Tischen die generelle Dunkelheit im Raum. Wir suchen uns einen freien Tisch in einer lauschigen Ecke, von dem aus man die Stube, die Tür und die übrigen Gäste gut im Blick hat. „Das ist zwar eines der letzten Löcher hier, aber die Bedienung ist sehr aufmerksam.“ William, du ahnungsloser Engel! Ich kann mir ein Grinsen nicht ganz verkneifen. Vermutlich wird es nicht mehr lange dauern, bis unter den übrigen Gästen eine Meuterei ausbricht, weil Mum Walkers Mädchen sich darum schlagen, an unserem Tisch zu bedienen und die übrigen links liegen lassen. „Muss wohl an dir liegen, Mr. Turner.“ – „Was? Wieso an mir?“ Wieso wohl!? Wahrscheinlich weil von deinem neuen roten Hemd eine Signalwirkung ausgeht, du Held! *kopfschüttel* „Och… weißt du… die sind es hier einfach nicht gewöhnt, dass man so höflich um etwas bittet wie du.“ Und mit so einem treuen Augenaufschlag! *scheinheiliggrins*

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