Thin & Will
Später am selben Tag.
Der Raum wird dunkel. Erwartungsvolle Stille. Zu stimmungsvoller Musik erscheint eine friedlich grüne, englische Landschaft. Eine sonore Männerstimme beginnt zu erzählen:
„In a hole in the ground, there lived a hobbit…“
Mitten vor dem friedlichen Grün erheben sich plötzlich dunkle Schatten… zwei, um genau zu sein.
Ärgerliches Murmeln.
„Entschuldigung!“
„Schhhhhhhht!“ „Ruhe.“ „Weg da!“
„Entschuldigung!“
„Aua!“
„Entschuldigung!“
„William!“
„Aua! Pass doch auf!“
„Entschuldigung! Dürfte ich…?“
„Verschwindet!“
„William… wir sind im falschen Film.“
„Ja, ich weiß.“
„Ruhe!“
„Entschuldigung!“
„Will… lass uns einfach gehen.“
„Ich komme ja schon.“
„Schön für dich! Hauptsache, ihr geht bald!“
Die Tür geht auf. Grelles Licht dringt von draußen herein. Das ärgerliche Gemurmel wird noch einmal lauter, bevor die sich leise schließende Tür alle Geräusche verschluckt. Eine Tür gegenüber öffnet sich. Warmes Kerzenlicht leuchtet in einem kleinen Häuschen, diesmal ohne stimmungsvolle Musik. Die gute Stube ist mit Tannenreisig festlich geschmückt. Über der Tür hängt ein Mistelzweig.
Kurze Zeit nachdem sich die Tür wieder geschlossen hat, klopft es.
„Das werden die Gäste sein. Bill, machst du mal auf?“
„William!“
„WILL!! Wachst du mal auf?“
Endlich rührt sich mein Waffenschmied und blinzelt mich verwirrt an. Wobei… gerührt hat er sich eigentlich schon länger. Um und um hat er sich gewälzt.
„Was??“ – „Was hast du denn, Will. Du weckst noch den kleinen Russen auf.“ – „Ich hab geträumt… von Weihnachten.“ – „Das ist doch schön.“ – „Nein, im Gegenteil… es war furchtbar. Ein Alptraum. Ich hab von früher geträumt, als ich noch klein war. Jack war auch da.“ – „Jack? Unser Jack? Zu Weihnachten?“ – „Ja… schrecklich, nicht?“ – „Erzähl!“
Und Will erzählt.
by: Thinderyn - at: 3. Dez, 23:13 - in:
Thin & Will
Das also ist das grandiose Königreich von Jacks Urgroßv..“ – „Ururgroßvater!“ – „Meinetwegen...“ Will ist gelinde unbeeindruckt. „Jedenfalls, da sollen wir Wasser und Proviant kriegen?“
Zugegeben, auf mich macht unser Ziel auch keinen sonderlich grandiosen Eindruck. Es gibt nicht mal einen Hafen, was bedeutet, dass wir ein Stück vor der Küste ankern und alles, was wir besorgen mit den Booten an Bord schaffen müssen. Falls es da irgendetwas zu besorgen gibt. Direkt am Strand steht auf anderthalb wackeligen Beinen ein windschiefes Schild, das ehedem wohl in schreienden Farben angestrichen war, jetzt aber von Wind, Wetter und Sonne zu einem unbestimmten, scheckigen Pastellton verblichen ist.
T - U A
letz Gel g e t v r de E e d W lt
steht da in ehemals bunten Lettern… ah ja.
Welches Ende der Welt meinen die denn? Und Gelegenheit wofür?“ Bewundernd sehe ich Will an. Er scheint mit diesem Buchstabensalat tatsächlich etwas anfangen zu können.
An das große Schild hat jemand wenig einfühlsam einen mit Farbe bekleisterten Pappdeckel getackert. Die Farbkleckse ergeben bei näherer Betrachtung Buchstaben: „Heute Markttag“.
So ein Zufall! Wie nach Drehbuch. *ironisches Räuspern aus der Regie*
Wir gehen von Bord und stürzen uns ins Abenteuer bzw. den Markttag. Während Gibbs die Mannschaft zum Proviant- und Wasserfassen abkommandiert, beschließen Will und ich unsere privaten Vorräte ein bisschen zu ergänzen. Der Russki klebt uns wie ein treuer Labrador an den Hacken. „Vielleicht sollten wir uns eine abschließbare Kiste für die Vorräte kümmern.“ Wills angedeuteter Schulterblick verrät mir, woher seine Bedenken kommen. Ich habe eine Idee. „Wir haben doch noch diese kleine Truhe, weißt du… die mit den Kraken drauf und dem Krabbenschloss. Die ist metallbeschlagen. Die ist stabil.“ Will sieht mich mit großen Augen an. „Du willst unsern Proviant in DIE Truhe…??“ – „Warum nicht? Da ist doch nix drin. Die brauchen wir doch sonst nicht. Ich hab die aufgehoben, weil ich sie hübsch fand. Aber bevor die nur rumsteht…“ Will sagt nichts weiter. Vorschlag angenommen.
Wir nähern uns dem „Markt“. Es handelt sich um eine Ansammlung von wildverstreuten, windschiefen Buden, Zelten und Hütten, in denen offenbar alles angeboten wird, was man brauchen oder auch nicht brauchen kann.
„Guck mal da… die Täubchen sehen gut aus.“ – „William… ich glaube nicht, dass du die willst.“ – „Warum nicht?“ – „Sie haben Krallen.“ – „Ja und? Tauben haben nun mal Krallen.“ – „An den FLÜGELN?“ – „Was? Tauben haben doch keine Krallen an den Flügeln.“ – „Sag ich doch. Die da aber schon.“ – „Ähhh.“ – „Genau.“ Ich nehme seinen Arm. „William, ich fürchte, deine Täubchen da hatten keine Federn, sondern flauschigen Pelz und ein niedliches Gesichtchen mit Knopfaugen und großen Ohren.“ – „Ähhh?“ – „Ein mauseähnliches Gesicht…“ – „Eine Maus mit Flüg… oh. OH!“ Wills angewidertem Gesicht nach zu schließen, ist der Groschen gefallen bzw. die Fledermaus gelandet. Der Verkäufer hat mittlerweile bemerkt, dass wir über seine Ware reden. Mit einem Goldzahngrinsen, das einem Käptn Sparrow Konkurrenz gemacht hätte, steuert er auf uns zu. Er fuchtelt uns mit seinen Erzeugnissen vor den Nasen herum. „Wannidohdid?!“
Äh… nö… was immer das heißen soll. Der Russki nähert sich dem Verkäufer interessiert und leckt sich die Lippen. Will fasst ihn am Arm. „Vergiss es… das willst du nicht essen.“ Wir suchen eilig das Weite.
„Guck mal, Thin… da drüben verkauft ein Pelegosto Augen in Gläsern!“ – „Guck nicht hin. Die gucken schon.“ Der kleine Menschenfresser kommt angehüpft und stellt sich uns in den Weg. Er mustert Will von oben bis unten und strahlt. Er leckt sich die Lippen. Kann ich verstehen. Er plappert irgendetwas in einer kruden Mischung aus seinem Dialekt und allen möglichen Sprachen. Dabei deutet er auf meinen Waffenschmied. Ich verstehe nur „blablabla… verkaufen?“ Was? Will? Ich? Ich schüttele heftig den Kopf. Der ist nicht käuflich… und nicht zu verkaufen. Dafür ist er jetzt gehörig entsetzt. „Lass uns bloß verschwinden!“, raunt er mir ins Ohr. Der Pelegosto hat mittlerweile den Russen entdeckt und mustert ihn, kneift ihn in den Oberarm. „Intziwintzi.“
Zusammen mit dem Russen fühle ich mich untergehakt und fliege hinter dear William her, der mit Riesenschritten das Weite sucht.
by: Thinderyn - at: 15. Okt, 19:13 - in:
Thin & Will
Fasziniert betrachte ich die ballistische Kurve, die ein massiv gusseisernes Waffeleisen in der strahlendblauen Karibikluft beschreibt und etwa einen Kilometer zu kurz von unserem schnell entschwindenden Heck die Wasseroberfläche durchschlägt.
„Ich hätte nie gedacht, William, dass die Dinger soweit fliegen können.“ – „Hauptsache, die Kannibalen können nicht fliegen.“ – „Pelegostos, William, Pelegostos!“ – „Meinetwegen…“
Sein letzter Aufenthalt bei diesem lustigen Völkchen scheint sich nicht günstig auf Mr. Turners Grundstimmung demselben gegenüber ausgewirkt zu haben. Ich kann ja verstehen, dass man ihn zum Anbeißen…
„Weißt du was?“ – „Was denn, William?“ – „Diese roten Hosen…“ – „Der Irre… äh… Ire kommt aber nicht noch mit in unsere Kajüte!!!“ – „Was?... NEIN!“ Will sieht mich einigermaßen entsetzt an. Gut. Da sind wir uns also einig. „Nein… ich meine, schade, dass das Postboot weg ist.“
??? Hat ihm jetzt die Hitze in der Flaute geschadet oder der Schreck über die Pelegostos? „Will… WAS willst du mir sagen?“ Will kichert. „Naja, ist dir aufgefallen, dass das Boot und die Hosen da dieselbe Farbe haben?“ – „Jetzt wo dus sagst. Und?“ – „Die würden doch gut zusammenpassen. Wenn wir das Postboot wiederfinden würden, könnten wir doch dem Postboten den Iren andrehen im Austausch für den Russen.“ Ich bin angemessen beeindruckt. Soviel kriminelle Energie hätte ich meinem grundehrlichen Waffenschmied gar nicht zugetraut. „Ein glänzender Gedanke, Mr. Turner… er hat nur einen Schönheitsfehler.“ Will seufzt. „Ich weiß, das Boot ist weg.“ –„RICH-tig. Und ich glaube, mit Norrington im Nacken haben wir Besseres zu tun, als nach einer Nadel im Heuhaufen bzw. nach einem Postboot in der Karibik zu suchen, nur um einen Iren in roten Hosen loszuwerden.“ – „Wo ist der eigentlich?“ – „Der Ire? Der steht doch noch da bei Jack… die roten Hosen kann man doch gar nicht…“ – „Neeeein… Norrington. So groß ist die Karibik nun auch wieder nicht.“ – „Vielleicht ärgert er wieder einen Hurricane. Sei doch froh, dass er noch nicht aufgetaucht ist, oder hast du Sehnsucht.“
Will bedenkt mich mit einem strafenden Blick. Ich verkneife mir ein Grinsen. Er ist niedlich, wenn er versucht, böse zu sein. Über unserer kleinen Kabbelei hat die Revenge dank endlich vom Wind geblähten Segeln ordentlich Fahrt aufgenommen.
Dekorativ segeln wir dem Sonnenuntergang entgegen… oder vielmehr der nächsten Insel, auf der wir hoffentlich Wasser und Proviant bekommen. Und bitte nicht noch einen blinden Passagier!
by: Thinderyn - at: 4. Okt, 19:12 - in:
Thin & Will
Das muss die Hitze sein…
„William? Siehst du auch, was ich sehe?“ – „Wenn du damit einen tropfnassen Unbekannten meinst, der gerade von Gibbs einen Eimer kaltes Wasser über den Kopf bekommen hat und kein Wort von dem Unsinn versteht, den Jack auf ihn einredet…?“ – „Genau das, my dear… wobei Gibbs das mit dem Eimer Wasser von dir gelernt hat und es nix Besonderes ist, wenn jemand Jack nicht versteht…“ – „Äh… ja… dann sehe ich auch, was du siehst.“
Der arme Kerl da (ein Russe, glaube ich). Langsam scheinen Ehdis Kommunikationsversuche trotz Jacks wohlmeinender und unbeabsichtigter Intervention Wirkung zu zeigen.
Nein… doch nicht.
Während die anderen auf den „Gast“ einreden, habe ich Gelegenheit, ihn mal etwas genauer in Augenschein zu nehmen. Gut… viel zu sehen gibt’s da nicht. Ein halbes Hemd in einer viel zu großen – und viel zu nassen – blauen Trainingsanzugjacke. Will und ich gesellen uns zu der kleinen Menschentraube, die die neue Sehenswürdigkeit umgibt. Der Russe klappert trotz der Karibikhitze leise mit den Zähnen. Ich habe keine Ahnung, wie Gibbs das gemacht hat, aber er scheint tatsächlich EISkaltes Wasser aufgetrieben zu haben. Respekt.
William zupft mich am Ärmel. „Wo soll der den eigentlich hin?“ – „Wie hin? So wie ich verstanden habe, soll er erstmal hierbleiben.“ – „Ja… aber da braucht er doch eine Unterkunft.“ – „Naja… unten bei der Mannschaft wird schon noch Platz sein.“ – „Der arme Kerl. Da kennt er doch niemanden.“ – „William… er ist neu an Bord… er kennt hier überhaupt nirgendwo jemanden.“ – „Ja… sollen wir ihn nicht bei uns aufnehmen?“ – „Bei UNS?!?“ – „Ja… in unserer Kajüte ist doch noch Platz.“ – „William…?!“ Wie meistens ignoriert mein lieber Mr. Turner konsequent meinen warnenden Tonfall.
„Ja… er hat doch niemanden… und kein Zuhause...“
Der Russe scheint bemerkt zu haben, dass wir über ihn reden. Und Wills letzte Worte scheint er auch halbwegs verstanden zu haben... jedenfalls steht er jetzt bedröppelt (im doppelten Sinn!) vor mir, guckt mich mit großen schwarzen Kulleraugen an und nuschelt: „Chave no chome...“
Äh... ja...
Während ich noch versuche, nix zu verstehen, muss Mr. Turner natürlich wie immer im unpassendsten Moment seine Fremdsprachenkenntnisse entdecken. „Da... siehst du? Er hat kein Zuhause, der Arme! Komm schon... sei doch nicht so!“
Ich versuche immer noch, den Fremdling zu ignorieren, und wende mich mit einem – wie ich finde – unschlagbaren Argument an meinen Waffenschmied: „William...“ (ganz ruhig!) „... LIEBER William... was machen wir mit IHM...“ (Der Fremde blinzelt verblüfft über meinen auf ihn zuschießenden Finger, der auf seiner Brust landet.) „... wenn wir mal... ALLEIN (starke Betonung!) sein wollen. Ich könnte mir denken, dass auch du beim ALLEINSEIN keinen Russen unterm Bett haben möchtest, LIEBER William.“
Jetzt blinzelt Will verblüfft. Tjaahaa... Liebster... einen tollen Plan mal wieder nicht bis zu Ende gedacht.
Justament in diesem Augenblick bricht hektische Aktivität auf dem Schiff aus. Wind! Die Flaute ist vorbei! Für Außenstehende scheinbar planlos hin und her rennende Piraten entheben Will einer Antwort. Bevor die beiden noch von irgendjemand umgerannt werden, schnappe ich mir meinen Waffenschmied und den Fremden mit je einer Hand am Schlafittchen und wir verschwinden unter Deck.
by: Thinderyn - at: 29. Jun, 00:23 - in:
Thin & Will
Als Will und ich endlich unsere Arme und Beine sortiert und uns zur Reling durchgekämpft haben, können wir einen Blick auf das rote Etwas werfen, das so abrupt unsere gepflegte Langweile durchbrochen hat. Zum Glück ist unsere Langeweile das Einzige, was durchbrochen wurde. Dem Himmel und seiner Majestät sei’s gedankt, dass die Royal Navy so solide Schiffe baut.
Was man von der Post offenbar nicht behaupten kann. Das kleine Postboot ist jetzt ein wenig asymmetrisch geformt.
„Bitte verzeihen Sie vielmals diesen auf meine unverzeihliche Unaufmerksamkeit zurückzuführenden Verstoß gegen die Wasserstraßenverkehrsordnung.“
Was redet der da? Mein ratloser Seitenblick bringt mir nur ein ebenso ratloses Schulterzucken von William ein.
Aus einem Redeschwall, der fast eines Käptn Sparrows würdig wäre gelingt es mir mit einiger Anstrengung, die Absichten des seltsamen Besuchers zu dechiffrieren. Allerdings erst, als er die Bordwand hochgekraxelt ist und uns allen eine Postkarte vor die Nase hält, die mittlerweile ähnlich asymmetrisch aussieht wie sein Unglücksgefährt.
„Da Sie sich offenbar in diesen Gewässern auszukennen scheinen… dürfte ich Sie wohl um Hilfe bitten? Die Annahme dieses Schriftstückes wurde leider verweigert, so dass ich gezwungen bin, es wieder an seinen Absender zurückzubringen…“
Es gelingt mir einen Blick auf die Postkarte zu erhaschen
Auf der Rückseite befindet sich ein auf den ersten Blick fast unleserliches Geschreibsel.
„SeR XeRTe fRu MalXaN
feRXeSeN Si TaS MiT uNSeRe feReiNaRuNX. fiR XaM aNTReN RuM XefuNTeN auf TiSeR iNSel. TaS eiNiXTe faS felT iST XaTeN uNT eSeN. MaXT NiX. SuXeN Si SiX eiNeN aNTReN TuMeN fiR XuM faNXeN XiNTeR
iRe fiLTe TReiXeN“
Ah… ja.
Gut.
„Sie haben nicht zufällig ein Schiff mit roten Segeln gesehen? Oder diese Leute scheinen sich ja auf der abgebildeten Insel zu befinden. Sagt Ihnen dieses Eiland etwas?“
by: Thinderyn - at: 18. Okt, 23:41 - in:
Thin & Will
„Sollen wir nochmal das Salatblatt…?“
„Och, William… was soll denn das bringen, wenn wir schon vorher besprechen, welchen Gegenstand ich raten soll?“
„Du meinst, wenn wir das nicht tun, wird es spannender, obwohl wir jedes bisschen Dreck da draußen schon beim Vornamen kennen?“
Die leicht bissige Ironie in der Stimme meines Lieblingswaffenschmiedes lässt mich nun doch grinsen.
„Komm, lass uns reingehen, Mr. Turner! Vielleicht ist Gibbs ja mittlerweile mit dem blöden Ventilator fertig.“
Ebenfalls grinsend zieht Will sich an der Reling auf die Füße.
„Entweder Gibbs hat den Ventilator fertig gemacht, oder der Ventilator ihn. Zumindest ist das Fluchen schon viel leiser geworden.“
„Das von Gibbs… oder von dem Ventilator?“
Kichernd legt Will mir den Arm um die Schultern und wir versuchen uns mal wieder an dem Kunststück zu zweit durch die enge Tür zu kommen. Während des leider immer noch unvermeidlichen entstehenden Kuddelmuddels werfe ich einen Blick nach hinten über Wills Schulter.
„Will… ich seh‘ da was…“
„Ich dachte, du hast keine Lust mehr…“
„Nein… im Ernst… da ist wirklich was?“
„Noch mehr tote Fische?“
„William…“
by: Thinderyn - at: 3. Jul, 22:31 - in:
Thin & Will
‚Zuerst muss man Bäume fällen… und zwar 2 Stück pro Mann…‘
„Du bist dran!“
„William… ich lese gerade.“
„Was denn?“
„Wie man ein Floß baut.“
„Ein Floß… aber wir haben doch ein Schiff…“
„Ich weiß… aber mir ist langweilig.“
„Mir auch… du bist dran!“
*seufz* „Ich seh‘ etwas, was du nicht siehst und das ist… grün!“
„Das ist das alte Salatblatt von vor 3 Tagen… das hatten wir schon 5mal und außerdem kannst du das von da aus gar nicht sehen.“
Seufzend lege ich meine „spannende“ Lektüre beiseite. (Keine Ahnung, wie sich ein schwedisches Handbuch über Floßbau in die Bibliothek eines Schiffes seiner englischen Majestät verirrt hat… die scheinen da ja wirklich verzweifelt zu sein. Naja…)
Ich gehe durch die offenstehende Tür (nicht dass da auch nur ein kühler Lufthauch durch käme!) hinaus auf die Heckgalerie „unseres“ Schiffes.
„Ich seh‘ etwas, was du nicht siehst und das hat ein Auge.“
Will sitzt da, hat die Füße durch das Geländer gesteckt und sieht mich mehr oder weniger erwartungsvoll an.
„Ein Auge?“
Ich lehne mich über die Reling. Ist da etwa was Neues? Da unser Schiff in der Flaute ähnlich bewegungsfreudig ist wie ein Korken in Schweröl, hat sich im Wasser um uns herum ein hübsches Sammelsurium von Dingen angehäuft, deren Nützlichkeit und Haltbarkeitsdauer relativ fragwürdig erscheinen. (Die meisten Leute würde hier von Müll sprechen.)
„Du meinst aber jetzt nicht den Fisch von vorgestern, oder?“
„Doch!“ Will nickt so eifrig ihm das bei dieser Affenhitze möglich ist.
„Aber den hatten wir doch gestern schon zigmal.“
„Aber da hatte er noch zwei Augen… heute hat er nur noch eins… und du bist dran!“
„Ich mag nicht mehr!“
Gelangweilt lehne ich mich mit dem Rücken an die Reling.
„Och, Thin!“
„Ach… dann mach du noch eins.“
„Na gut… hmmm… ich seh‘ etwas, was du nicht siehst und das ist… ziemlich groß und… macht „happs“.
„Happs???“
„Äh… ja… happs.“
Ich drehe mich wieder um und sehe gerade noch eine große Flosse abtauchen. Der Fisch von vorgestern ist weg.
„Der zählt nicht, Will… der ist ja weg.“
„Blöd…. ah… guck mal… da ist er wieder!“
Da sag noch einer, Fische hätten keine Mimik! Wenn das Gesicht von diesem Hai nicht angewidert ist, dann weiß ich es auch nicht.
„Ich seh‘ etwas, was du nicht siehst… und das ist in zwei Teilen… nein… vier!“
„Der Fisch von vorgestern, William.“ *seufz*
by: Thinderyn - at: 1. Jul, 22:19 - in:
Thin & Will
Verflucht… Tortuga geht auch immer mehr vor die Hunde… Caniden!
Will: „Bitte was?“ – „Ach nix.“
Erst läuft einem ein übergewichtiger, leicht räudiger Zeichentrickwolf auf zwei Beinen und in quietschbunter Pseudo-Mittelalterkleidung vor die Füße und jetzt das! Ich sage nur ein Wort: Gilette!
Irgendwie erinnert mich dieser aufgeblasene Kerl immer an diese dekorativen Zeichnungen der Winde auf den Schauseekarten, deren Nutzen mehr im Dekor als in der Genauigkeit liegen. Gilette wäre ein tolles Vorbild für den Südwind… wenn der den Mund aufmacht, kommt auch nur heiße Luft raus. *seufz* Wie der Kerl sich da wieder aufpuschelt. Bei dieser Wortwahl wird ihn der größte Teil der Bevölkerung Tortugas ungefähr genauso gut verstehen, wie wenn er Kirgisisch spräche. „… dorten höchstselbst…“ Herr, laß Hirn herab! Wie hat es der Kerl überhaupt vom Fähnrich zum Leutnant geschafft? Die Navy nimmt neuerdings auch wirklich jeden.
Da die Tarnung unserer beiden „Damen“ unwiderruflich beim Teufel ist, sobald sie den Mund aufmachen, und Ehdi auch im Augenblick nicht so aussieht, als wollte sie Stellung beziehen, versuche ich diese eingebildete Puderquaste abzuwimmeln.
Ich stelle mich schützend vor „die Dame meines Herzens“ – nicht ohne ihn mit meinem Heck unauffällig aber nachdrücklich ein bißchen in den Schatten zu schieben - richte mich zu meiner vollen, zugegebenermaßen nicht sonderlich eindrucksvollen Größe auf und rede mit meiner tiefsten Stimme auf Gilette ein.
„Leutnant, unterstellt Ihr uns etwa Diebstahl? Ich muß mich energisch gegen solchermaßen unbegründete Anschuldigungen gegenüber unbescholtenen Bürgern dieser schönen Stadt verwahren!“
Nun ja, Tortuga ist weder schön noch sind wir seine Bürger und unbescholten… naja… Will vielleicht. Immerhin reicht dieser Wortschwall um Gilette kurzzeitig zu verwirren. Gut. Gleich die nächste Breitseite.
„Ihr selbst habt unseren überstürzten Abgang aus diesem hübschen merkantilen Etablissement verursacht. Dieser unangemessene Aufruhr vor der Tür desselben, verursacht durch Eure Leute, ließ unsere beiden entzückenden Begleiterinnen…“ (Hier kann ich mir nicht verkneifen, Will kurz das Heck zu tätscheln.) „…glauben, ein Krieg sei ausgebrochen. Die armen Mädchen wurden von solcher Angst ergriffen, daß sie ihr Heil in der Flucht suchten.“
Gilette ist völlig baff. *innerliches Händereiben meinerseits* Nächste Breitseite… ran an den Feind!
„IHR“ Mit mahnend erhobenem Zeigefinger gehe ich einen Schritt auf den Leutnant zu. „Ihr, Sir, könnt von Glück sagen, daß meine Liebste nicht vor Angst gestorben ist, sonst hättet Ihr jetzt ein unschuldiges Leben auf dem Gewissen!“
Dear William verkriecht sich hinter seinem Fächer, um sich das Lachen zu verkneifen. Zum Glück gelingt es ihm dabei irgendwie schüchtern auszusehen. Trotzdem bin ich immens erleichtert, als sich einer der anderen Blauröcke einmischt. Die Chance können wir uns nicht entgehen lassen. Ich raffe meine Herzensdame zusammen und „sie“ ihre Röcke und dann nix wie ungeordneter Rückzug.
Nach einer kurzen Stippvisite im Versteck zwecks Zusammenraffens unserer Habseligkeiten… „Nein, William… laß um Himmelswilliam… äääh… willen das Kleid an! Dafür haben wir jetzt keine Zeit.“ … sind wir endlich an Bord unseres dezenten, unauffälligen, harmlosen, perfekt getarnten, unverdächtigen…
…
verdammten Navyschiffes!
Will hat wie immer einen Blick für die unmittelbar wichtigsten Dinge: "Ich glaube, du bist mir da eine Erklärung schuldig, Lucy Mae...!"
Äh… ja… richtig. Das würde mich zu gegebener Zeit auch brennend interessieren, aber...
„Sollten wir nicht vorher Anker lichten und in See gehen… Käptn Lucy Mae?“
Es sieht umwerfend niedlich aus, wenn Will fast vor Lachen aus dem Korsett platzt, hab ich das schon mal erwähnt…???
by: Thinderyn - at: 12. Feb, 23:03 - in:
Thin & Will
Wir versuchen, Jack etwas gesitteter und unauffälliger zu folgen. Zumindest das unauffälligER ist nicht sonderlich schwer, da der Käptn wie von einem Hurricane Kategorie 4 getrieben durch die Straßen Tortugas hetzt und dabei aussieht wie eine Mischung aus der völlig durchgedrehten Herzkönigin und dem weißen Kaninchen.
Von unauffällig kann dagegen keineswegs die Rede sein.
„William… man sieht deine Knöchel!“ *zischel*
„Was?“
„Deine Knöchel!“ *fuchtel*
„Was ist mit denen?“
Seufzend packe ich meinen Waffenschmied, der mir mit großen, wenig damenhaften Schritten und bis zu den Knien gerafften Röcken zu enteilen droht, und ziehe ihn in einen Toreingang.
„William, du bist ein Mädchen!“ – „Na, also hör mal!“ Beleidigt sieht er mich an. Ich verdrehe die Augen. „Stell dir mal vor, ICH hätte dieses Kleid an…“ Ein Strahlen, das sich auf seinem Gesicht ausbreitet, verrät mir, daß er mir folgen kann. „… stell dir vor, man würde meine Knöchel sehen.“ Völliges Entsetzen. „Also… du kannst doch nicht aller Welt deine Knöchel zeigen!“ – „Genau!“ Ich deute nach unten. Sein Blick fällt endlich auf seine Füße, die samt schicken neuen Stiefeln deutlich sichtbar unter seinen Unterröcken hervorschauen, die er immer noch verzweifelt umklammert hält.
„Oh.“
Naja, immerhin haben wir dieses Problem jetzt gelöst. Jedoch mein Blick fällt sofort auf das nächste.
„William… wo ist dein Fächer?“ – „Ähm… Moment… den hab ich vorhin hier reingesteckt, weil ich beide Hände für die Röcke brauchte…“ Hektische Suche. „William… du willst mir nicht erzählen, daß du den Fächer in deinem Mieder verstaut hast?“ – „Naja, doch. Wo soll ich ihn denn sonst hintun. Das blöde Kleid hat doch keine Taschen.“ – „Du sollst damit deinen BART verdecken!“ – „Aber dann kann ich nicht laufen!“ *seufz* „Wo ist denn jetzt der verdammte Fächer?“ – „Ich weiß nicht, ich glaube, den muß ich verloren haben.“ *doppelseufz* „Laß mich mal sehen.“ – „Aber… du kannst mir doch nicht einfach ins Mieder fassen!“ – „William!!“
Sich nähernde Schritte tragen nicht dazu bei, meine Verzweiflung zu mindern. Bevor der ahnungslose Passant um die Ecke biegen kann und unsere kostbare Tarnung auffliegt, schnappe ich mir den ebenso ahnungslosen Mr. Turner, dränge ihn noch tiefer in den Eingang und küsse ihn. Manchmal macht Tarnung Spaß! *breitgrins* Mit der Hand versuche ich zu verdecken, was von seinem Bart noch sichtbar ist und hoffe, daß dem jetzt näherkommenden Einwohner Tortugas nicht auffällt, daß die „Dame“ etwas zu lange Koteletten hat.
„So is Recht! Zeich der Kleinen, wer der Herr im Haus is…“ Lallend haut mir der Kerl aufmunternd ins Kreuz und läßt mich mit meiner „Kleinen“ alleine. Erleichtert aber sehr zögernd lasse ich den völlig verdatterten Will los und wir beeilen uns, wieder zu Ehdi und Jack aufzuschließen, die schon fast am vereinbarten Versteck angekommen sind.
by: Thinderyn - at: 8. Okt, 22:44 - in:
Thin & Will
“William… du kannst jetzt loslassen… ich glaube, wir sind unten angekommen.“ - *seufz* „Oh, wirklich? Meinst du, das könnte erklären, warum mir mein… (Will sucht nach einem passenden Wort für den Teil seines Körpers, der so unsanft mit dem Boden in Kontakt getreten ist, wobei mich die Ironie in seiner Stimme Schlimmes ahnen lässt.)… wehtut?“ – „Wenn du deine Sitzfläche meinst, ja… ich denke schon.“ – „Sitzfläche?!? Ich glaube, Sitzen kann ich in nächster Zeit erstmal vergessen.“ O weh… ich fürchte, so langsam ist mein Süßer ernsthaft vergrätzt. „Na… dann eben Liegen??“ Ich schenke ihm mein schönstes, hoffnungsvollstes, uneigennützigstes Strahlen.
Leider können wir diesen Punkt nicht mehr zu unserer beiderseitigen Zufriedenheit klären, denn Ehdi kommt dazu und hilft mir auf die Füße. Nachdem ich meine leicht motzige aber dennoch ausnehmend gemütliche Sitzgelegenheit samt Tütü vom Boden aufgeklaubt habe, machen wir uns daran für Ordnung zu sorgen. Ehdis Grundsatzstandpauke für 4 Sechstel der hier Anwesenden ist zwar ausgesprochen amüsant anzusehen, aber in Bezug auf meinen William doch etwas übertrieben… meiner Meinung nach… finde ich… also schon… aber ich bin ja auch ein bisschen voreingenommen… aber nur ein bisschen… ein klitzekleines bisschen… ein Intziwintzi sozusagen… „Du sollst das doch nicht immer…“ – „Ich weiß, Will.“
Von Ehdis Plan, Will mit drei Gestörten loszuschicken, halte ich allerdings ungefähr genauso viel wie er. Allerdings ist mir wohl klarer als ihm, dass wir schon viel zu viel ungewollte Aufmerksamkeit erregt haben. Uns aufzuteilen ist da schon sinnvoll… aber so?? *seufz*
Ich gehe noch mal zu Will und klaube die gierigen Klauen der Rothaarigen von seinem Arm. „Ihr erlaubt?“ Mein Tonfall macht unmissverständlich klar, dass es mich einen Dreck interessiert, ob sie erlaubt oder nicht. Ich ziehe Mr. Turner etwas beiseite. „William… ich bin auch nicht gerade begeistert von der Idee…“ Will guckt mich nur an mit einer Mischung aus Verzweiflung und Frust. „Ich machs wieder gut, versprochen, Schnuffi…“ Mein treuester Augenaufschlag (den ich mir von ihm abgeguckt habe) scheint ihn zumindest halbwegs zu besänftigen. Bevor ich ihn mit den anderen losschicke, nehme ich mir aber nochmal die alte Schabracke zur Brust, die schon wieder zu sabbern angefangen hat. „Wenn mir irgendwelche Klagen kommen, dann reiß ich dir ohne zu überlegen den Kopf ab, Süße… dass das klar ist.“ Und wenn jetzt gleich als Antwort so ein abgedroschener Spruch á la „Bei mir hat sich noch keiner beklagt blabla…“ kommt, schon vorher.
Doch… nein… mein Anfall von Blutdurst scheint einigermaßen überzeugend gewesen zu sein. Die Alte guckt mich an, klappt den Mund auf… und klappt ihn wieder zu. Selbst Will scheint angemessen beeindruckt. Mein Blick fällt auf Jack, der bei der Blonden schon wieder all seinen Charme und seine Goldzähne sprühen lässt. „Das gilt übrigens auch für dich, Jack. Wenn du Will wieder in irgendeinen Schlamassel mit hineinziehst, gehört dein Kopf mir! Klar soweit, Käptn Jack Sparrow?“
Nachdem jetzt allen Anwesenden mein Standpunkt klar ist, kann der ungewöhnliche Einkaufsbummel losgehen. Mit gemischten Gefühlen sehe ich meinen Will ziehen.
„Rum! Ich brauche Rum!“ Zustimmend nicke ich zu Ehdis Vorschlag. „Den brauche ich spätestens wenn Will im Kleidchen wiederkommt.“, seufze ich.
by: Thinderyn - at: 2. Mär, 18:25 - in:
Thin & Will